Macho-Maulheld auf der Weiterstädter Leinwand

Das Filmfest zeigt am Donnerstag, 20. August, Štìpán Altrichters Verfilmung von Jaroslav Rudiš’ umstrittenem Roman „Nationalstraße“. Weitere Vorführungen gibt es im...

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WEITERSTADT. (ries). Mit Ertüchtigungsparolen hält sich der bullige Protagonist in Jaroslav Rudiš’ umstrittenem Roman „Nationalstraße“ stetig aufrecht. Das Kommunale Kino Weiterstadt zeigt die tschechisch-deutsche Kinoadaption über die Dekonstruktion eines Machos ab Donnerstag, 20. August. Die faschistischen Tendenzen des Schlägers Vandam (Hynek Èermák), benannt nach dessen großem Vorbild Jean-Claude van Damme, kommen in Štìpán Altrichters Verfilmung jedenfalls nicht zur Sprache. Stattdessen gerät der innere Monolog des Protagonisten entlarvend überheblich bis selbstgerecht.

Vandam lebt im gleichen Wohnblock wie sein störrischer, früh verstorbener Vater. Als die Kneipe seiner großen Liebe Lucy (Katerina Janecková) aufgrund von Schulden vor der Schließung steht, beschließt der Bauarbeiter, zu helfen. Im Verlauf werden allmählich immer weitere Details über seine Biografie enthüllt, wie seine offenbar überwundene Drogensucht oder die Abneigung gegenüber seinem Bruder. Dessen luxuriöse Villa mit protzigen Heldenbüsten und weißen Kissen verkörpert alles, wogegen sich Vandam auflehnt.

Štìpán Altrichter gelang eine Mischung aus Gesellschaftskritik und Charakterstudie über ein von Alkohol und aggressiven Auseinandersetzungen geprägtes Schicksal. Sein bissiger Blick, der sich wiederholt über falsch verstandenen „tschechischen Humor“ amüsiert, verhindert ein Abdriften in den Sozialkitsch.