„Die Orgel muss Bach können“, hatte der Orgelbauer der neuen Orgel der Bonifatiuskirche versprochen. Seit fünf Jahren ist die Eule-Orgel in der Kirche installiert und...
GIESSEN. „Die Orgel muss Bach können“, hatte der Orgelbauer der neuen Orgel der Bonifatiuskirche versprochen. Seit fünf Jahren ist die Eule-Orgel in der Kirche installiert und lässt in puncto Klanggestaltung keine Wünsche offen. Zum zweiten Male hatte der Förderkreis „Neue Orgel St. Bonifatius“ zu einem kleinen Mittwochskonzert unter Coronabedingungen eingeladen. Im Gegensatz zu den bekannten, regelmäßigen Orgelkonzerten an jedem ersten Mittwoch im Monat gab es ein reduziertes Programm von rund einer Dreiviertelstunde, dafür wurde es zweimal hintereinander vorgeführt. „Dies ist den aktuellen Hygiene-Bedingungen geschuldet. Aktuell sind nur 50 Besucher in der Kirche zugelassen“, erläuterte Wolfgang Schreier, Vorsitzender des Förderkreises Neue Orgel St. Bonifatius.
An der Orgel hatte Christof Becker, Kantor der evangelischen Marienstiftskirche in Lich, Platz genommen. Sein Programm war komplett dem „fünften Evangelisten Bach“ gewidmet, wie es Pfarrer Joachim Wahl in seiner Einführung erläuterte. Drei prägnante Werke führte Becker auf, welche die ganze Polyfonie der Orgel unter Beweis stellten: Mal kraftvoll, mal luftig und kapriziös. Das Können des Organisten und der Orgel wurde mit diesem Programm gefordert und beide meisterten es mit Bravour. Kraftvoll und stark begann das Konzert mit der Dorischen Toccata und Fuge (BWV 538). Ruhiger und gezielt luftiger intoniert wurde das zweite Stück, die Choralbearbeitung aus dem dritten Teil der Klavierübung „Dies sind die heilgen zehn Gebote (BWV 678). Den Abschluss bildete Passacaglia et Fuga (BWV 582). In diesem frühen Werk gelang es Bach, norddeutsche und französische Orgeltraditionen miteinander zu verbinden. Dieses Spannungsfeld mit seinen Brüchen war wie für diese Orgel geschrieben: Becker konnte die gesamte Klangvielfalt der Orgel unter Beweis stellen.
Trotz Besucherbeschränkungen, Sommerferien und bestem Wetter war die Kirche jeweils sehr gut besucht und kam fast schon an ihre aktuellen Kapazitätsgrenzen heran. Dem außergewöhnlichen Spiel wurde beide Male mit lang anhaltendem, ehrlichem Applaus gedankt. Der Orgelbauer hatte recht: die neue Orgel in St. Bonifatius kann Bach – und das satt.
Das nächste Konzert der Reihe findet am Mittwoch, 2. September, um 19.30 Uhr statt. Das Konzert hat als thematischen Schwerpunkt „Soir dans les Montagne – Abend in den Bergen“. Es stehen Tonmalereien von Eugene Bozza, Melanie Bonis, Chevalier Sigismund Neukomm und anderen auf dem Programm. Da noch nicht sicher ist, welche Hygieneregeln dann gelten, wird um eine Voranmeldung gebeten. Diese ist ab Ende August über die Homepage der Pfarrei (www.bistummainz.de/pfarrei/giessen-st-bonifatius/) möglich.