Heppenheimer Festspiele vor ungewisser Zukunft

Geschäftsführer Stephan Brömme fürchtet Corona-Folgen und stellt einen Insolvenzantrag. Eine vorläufige Insolvenzberaterin prüft jetzt mit Brömme die mögliche Fortführungsprognose.

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HEPPENHEIM. Die Heppenheimer Festspiel-GmbH ist vom Aus bedroht. Geschäftsführer Stephan Brömme hat in dieser Woche einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Bensheim hat daraufhin ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet. Schuld an der finanziellen Schieflage ist nach Brömmes Auskunft die Corona-Pandemie.

„Die vorläufige Insolvenzberaterin Sylvia Rhein und ich prüfen jetzt die mögliche Fortführungsprognose“, so Stephan Brömme im Gespräch mit dieser Zeitung. Schon früh hatte sich abgezeichnet, dass die Macher der Festspiele in dieser Saison vor besonders große Herausforderungen gestellt werden würden. Zunächst gab es wegen der Corona-Pandemie ein generelles Verbot für Großveranstaltungen, mittlerweile sind sie unter strengen Auflagen für maximal 100 Besucher wieder erlaubt.

Da man nicht weiß, ob Festspiele überhaupt durchführbar sein können und damit erhebliche Einnahmeausfälle erwartbar sind, sah sich Geschäftsführer Brömme vorsorglich zu diesem Schritt gezwungen.

Die für die Festspiele zuständige gesetzliche Unfallkasse VBG hat Arbeitsschutzvoraussetzungen für die Branche „Bühnen und Studios“ aufgestellt, die Brömme verzweifeln lassen: „Die Produktion ist so zu konzipieren, dass keine körpernahen Szenen gespielt werden dürfen“, heißt es dort. Auf der Bühne wird ein Mindestabstand von 1,50 Meter vorgeschrieben. Bei Musikern müsse dieser Abstand drei Meter betraten, bei „exzessiven Sprechern“ mindestens sechs Meter. „Wie“, so Stephan Brömme, „soll man bei diesen Voraussetzungen einen Mord, eine Schlägerei oder eine Liebesszene spielen? Das ist künstlerisch und dramaturgisch nicht darstellbar.“

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Noch hat Brömme die Hoffnung nicht aufgegeben: „Wir eruieren jetzt, ob und wie unter diesen Bedingungen Festspiele im Kurmainzer Amtshof überhaupt möglich wären.“

Die Heppenheimer Festspiele wurden 1974 von Hans Richter gegründet. Nach dessen Tod übernahm Sohn Thomas Richter die Leitung, inzwischen ist Sabine Richter Gesellschafterin und hat die Geschäftsführung an Brömme übertragen; seit der Gründung hatte das Freilichttheater über eine Million Besucher. Der Vertrag der Stadt Heppenheim mit der Festspiel-GmbH läuft Ende dieses Jahres aus. 2021 wird es wegen der Umbauarbeiten im Amtshof keine Festspiele geben. Danach soll der Vertrag neu ausgeschrieben werden.