Ein harter Fall: Der Dortmunder „Tatort: Gier und Angst“

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und seine Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) ermitteln auch in der Dortmunder Hochfinanz. Foto: dpa
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Ein Vermögensberater wird erschossen. Spielt das Schneeballsystem seiner Investmentfirma eine Rolle? Oder hat die Dortmunder Halbwelt zugeschlagen? Kommissar Faber ermittelt.

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. „Die Gier regiert. Und auf die Gier folgt die Angst.“ Die Angst vor dem Fall. Artur Mehring, Chef der Privatbank Roden, zieht diese Lebensweisheit aus den Deals mit seinen wohlhabenden Klienten. Deren Privatvermögen werde hier „gestreichelt und großgezogen“. Und Klaus Lembach war „Heiler und Hirte der armen Reichen“, fasst Peter Faber die Funktion des Vermögensberaters mit seinem üblichen Zynismus zusammen. Lembach ist in seinem Wagen am Dortmunder Binnenhafen gefunden worden: durch die Seitenscheibe erschossen.

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und seine Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) ermitteln auch in der Dortmunder Hochfinanz. Foto: dpa

Der Mord ist von Josef Micklitzka (Stefan Rudolf) bei der Polizei gemeldet worden – Lembach war sein Vermögensberater und wollte ihm etwas mitteilen. Das Unternehmen, für das er gearbeitet hatte, macht mit der Bank Roden Geschäfte und schnürt Rundum-Sorglos-Pakete für Kunden: Zum Service gehören auch Securitiy und Chauffeur. Aber der Tod spricht sich schnell herum. Und die ersten Kunden versuchen, ihre Mittel abzuziehen. Auch Micklitzka taucht ab. Was haben sein Bruder Georg „Micki“ (Sascha Gersak) und seine Braut Ella (Anke Retzlaff) damit zu tun? „Micki“ gehört in der Stadt ein Club, in dem nicht nur Limo getrunken wird. Der Sumpf, den Faber (Jörg Hartmann) und sein Team bei den Ermittlungen trockenlegen müssen, reicht bis in die eigenen Reihen.

Der Dortmunder „Tatort: Gier und Angst“ ist einmal mehr wahrhaftig kein Werbefilm für die Großstadt im Ruhrgebiet. Triste Fußgängerzonen, Junkies in dubiosen Clubs, leerstehende Schwimmbäder, korrupte Schneeballsysteme der Rendite-Haie: All das grundiert auch diesen „Tatort“ schon mal sehr düster. Und dann noch dieser Regen. Da muss die Spurensicherung über dem Toten im Hafen erst mal ein Zelt aufstellen.

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Kein Wunder, dass in so einer Gemengelage die Nerven schnell dünn werden. Sicher nicht die feine englische Art, mit der Fabers Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt) ausgerechnet am Schauplatz eines Mordes die Liaison mit ihrem KTU-Kollegen Haller (Tilman Strauß) ad acta legt. Auch wenn der irgendeinen Teil von „nein“ partout nicht verstehen will. Aber nicht nur ihr Privatleben spielt in diesen Fall mit hinein. Auch Jan Pawlak (Rick Okon) muss sich hier ganz alten Dämonen endgültig stellen.

In anderen Teams nerven solche privaten Probleme oft – hier nicht. Sie sind Teil einer Spannungsschraube, die sich um die gesamten 90 Minuten windet. Regisseur Martin Eigler, der mit Sönke Lars Neuwöhner auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, verzahnt die Ereignisse geschickt miteinander. Und auch wenn diese auf vielen Ebenen tragisch sind – Faber mit seinem zerknitterten Parka ist dennoch ein Lichtblick: Jörg Hartmann, der ja quasi „umme Ecke“ in Herdecke aufgewachsen ist, spricht Ruhrpottplatt ohne Peinlichkeiten und mit lakonischem Sarkasmus sowieso. „Können Sie schießen? Auf der Kirmes schon mal wat gewonnnen?“, lotet er die Mördertauglichkeit von Zeugen aus. Dass Faber allerdings seine eigenen Kollegen bespitzeln lässt, macht diese so gut gespielte Figur nicht wirklich sympathischer.

Gleichwohl: Ein spannender, harter Fall zwischen Hochfinanz und Halbwelt. Man sollte allerdings keine Minute der Handlung verpassen, sonst verliert man den Überblick. Für die Dortmunder ein gelungener Start ins neue Jahr.