„Der ESC wird mir fehlen“: Moderator Peter Urban im Interview

25 Jahre lang war Peter Urban für deutsche Fernsehzuschauer die Stimme des Eurovision Song Contests – beim Finale in Liverpool ist er jetzt zum letzten Mal im Einsatz.
© NDR

Kult-Kommentator Peter Urban über seinen Abschied vom Eurovision Song Contest nach 25 Jahren, das schlechte Abschneiden deutscher Teilnehmer und sein neues Buch.

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Herr Urban, wie viel Punkte – natürlich von eins bis zwölf – würden Sie sich als ESC-Kommentator geben?

Das ist ja ne Frage! (lacht) Ich würde mal sagen: zehn. Natürlich war nicht alles gelungen, aber vieles war doch ganz gut, und ich habe auch mitgeholfen, bei Leuten Interesse an dieser Show zu wecken, die das vorher für einen skurrilen Quatsch hielten. 

Es gab für Sie aber auch ein Leben vor dem ESC: In Ihrem neuen Buch „On Air“ schreiben Sie über Ihre Karriere bei Radio und TV und Begegnungen mit Weltstars wie David Bowie, Elton John oder Keith Richards. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Tief beeindruckt hat mich die Begegnung mit Harry Belafonte, der mir faszinierend von seiner Jugend im Ghetto, seiner Freundschaft zu Martin Luther King und John F. Kennedy und von seinem Engagement für unterprivilegierte und notleidende Menschen erzählte. Es war auch denkwürdig, mit Bruce Springsteen in seiner engen Garderobe direkt nach seinem dreistündigen Konzert zu sitzen, er mit bloßem Oberkörper, glänzend von Schweiß und Massageöl, wie ein Boxer nach dem Kampf. Yoko Ono war überhaupt nicht der launische Drachen, für den sie früher gehalten wurde, sie war herzlich, unkompliziert und freundlich, obwohl John Lennons Ermordung noch nicht lange her war. 

Und was waren Ihre ESC-Highlights in all den Jahren?

Da gibt es einige. Lenas Sieg in Oslo war ein Highlight. Ihr Auftritt war sensationell, der Song war gar nicht so wichtig, der war eher okay. Und dann Birmingham 1998 – der Auftritt von Guildo Horn, dieser große Wirbel, der auf einmal um den ESC gemacht wurde, das hat mir sehr gefallen. Ich bin auch sehr gerne in die baltischen Länder gereist, für die war der Wettbewerb extrem wichtig, wie überhaupt für viele Länder aus Ost- und Südosteuropa. Für sie ist der ESC eine Chance, auf der europäischen Landkarte eine Marke zu setzen.

Warum schneiden die deutschen Beiträge oft so schlecht ab?

Eine Reihe von Jahren hatten wir einfach Pech. Andreas Kümmert etwa wäre 2015 ein hervorragender Kandidat gewesen, aber der hat ja leider abgesagt mit der Begründung, er könne diese Belastung nicht tragen, und dann wurden wir Letzte. Oft hatten wir aber auch nicht die richtigen Songs und vielleicht auch nicht die überzeugendsten Künstler, mit der Ausnahme von Michael Schulte, der 2018 den vierten Platz belegte. Zu lange hat man in Deutschland nicht richtig wahrgenommen, dass sich die Qualität des ESC geändert hat. Ein normaler, radiotauglicher Mainstream-Titel geht da unter. Es muss Aufmerksamkeit erzeugt werden, es muss beim internationalen Publikum ins Herz gehen, in die Seele, in den Bauch. Deutsche Beiträge haben das oft nicht geschafft.

Chris Harms, Sänger von Lord Of The Lost, die 2023 für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten. Kommentator Peter Urban rechnet für den deutschen Wettbewerbsbeitrag mit einem "Platz im guten Mittelfeld".
Chris Harms, Sänger von Lord Of The Lost, die 2023 für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten. Kommentator Peter Urban rechnet für den deutschen Wettbewerbsbeitrag mit einem "Platz im guten Mittelfeld".
© dpa

Wie bewerten Sie die Chancen von „Lord of the Lost“, die dieses Jahr für Deutschland antreten?

Ich denke, diesmal wird es kein letzter Platz, sondern ein Platz im guten Mittelfeld. Der Auftritt ist laut, knallig und bunt, das wird wenigstens registriert und fällt auf. Man muss beim ESC den Mut haben, was Spezielles hinzuschicken.

Sie selber haben oft ironisch auf schiefe Töne und schräge Outfits hingewiesen. Hat sich mal jemand beschwert?

Künstler selber haben sich nicht beschwert, eher Zuschauer, die sich empfindlich getroffen fühlten. Einmal habe ich eine Sängerin, die etwas füllig war, als „runden Beitrag“ bezeichnet. Das war gar nicht böse gemeint, aber da gab es prompt einen Beschwerdebrief vom Verband der Dickleibigen. Grundsätzlich überlege ich mir vorher schon, ob eine humorvoll gemeinte Bemerkung jemanden treffen könnte, denn das will ich ja nicht, ich will ja unterhalten.

Werden Sie sich die Show auch künftig ansehen?

Na klar. Der ESC wird mir fehlen, und wenn ich damit aufhöre, werde ich sicherlich auch betrübt sein. Aber es ist jetzt irgendwie eine klare Sache: 25 ESC-Übertragungen, das ist eine runde Zahl, und ich selber bin 75. Ich höre lieber jetzt auf, solange ich noch fit bin, als erst dann, wenn mir am Mikrofon Fehler unterlaufen.