Der Darmstädter Multi-Media-Künstler Axel Deus ist gestorben

Axel Deus ist tot. Das Foto zeigt den Darmstädter Multi-Media-Künstler bei der Arbeit an den umlaufenden 360-Grad-Panoramen seiner "Panotraits".  Archivfoto: Claus Völker
© Claus Völker

Axel Deus ist am 19. März mit 63 Jahren gestorben. Mit seinem Projekt "Visit Artists!" hat er einen dauerhaften Beitrag zur Darmstädter Kulturgeschichte geleistet.

Anzeige

. DARMSTADT. Der Text der am Samstag erschienenen Todesanzeige begann mit seinem Credo: "Die Dinge haben stets viele Wahrheiten, die wie Schatten in alle Himmelsrichtungen projiziert werden." Und da Fotografie seit je mit Nachbildern beschäftigt ist, die an die Realwelt geheftet werden, ist das wahrlich ein passender Satz für Axel Deus, der am 19. März mit 63 Jahren in Darmstadt verstorben ist.

Die Fotografie war "stets der Ausgangspunkt meiner Arbeiten", so Deus. Auf sie konzentrierte er sich im Studium der Visuellen Kommunikation 1979 bis 1983 an der Darmstädter Fachhochschule für Gestaltung, dem eine Assistenz in New York und der Berufsstart als Freischaffender in Frankfurt folgten. Auftrags- und freikünstlerische Arbeit liefen dabei parallel: Wer an seinen Einstieg in die hiesige Kunstszene zu Mitte der Neunziger Jahre denkt, als er Mitglied der Ateliergemeinschaft Helgertsmühle in Ober-Ramstadt und des Künstlerbeirats der Kommunalen Galerie in Darmstadt war, der erinnert sich an Vorstöße der Fotografie ins plastische Metier - ob als Dias, einmontiert in krumm-hölzerne oder rostig-stählerne Stelen, ob als Polaroid-Transfers, übertragen auf die Oberfläche von weichem Textil oder Marmorkieseln.

Darin steckte viel Entwicklungspotential. Doch es kam anders. Nach einer Pause hörte man erst wieder von Deus per Schreckensnachricht: 2007 verlor er durch einen Atelierbrand alle Originalarbeiten. Was andere aus der Bahn geworfen hätte, führte - befeuert durch eine um die Jahrtausendwende durchlaufene Fortbildung zum Multimedia-Entwickler - zum Neustart.

Als Werkserie, mit welcher Axel Deus seinen dauerhaften Beitrag zur Darmstädter Kulturgeschichte geleistet hat, entstand ab 2009 der Internet-Auftritt "Visit Artists!": die Umsetzung von drei Dutzend Atelierbesuchen bei meist Darmstädter Künstlern. In diesen "Panotraits" - ein Begriff, den er aus Panorama und Portrait entwickelt hat - bietet er bruchlose 360-Grad-Rundumblicke. Sie zeigen den Atelierinhaber mehrfach, bei unterschiedlichen Arbeitsvorgängen, dazu kann man das vorüberziehende Foto-Panorama stoppen und schriftlich aufpoppende Fragen anklicken. Annegret Soltau etwa antwortet mit eigener Stimme auf "Warum zerreiße ich meine Fotografien?" und "Warum vernähe ich die Fotos wieder - und so grob?", Thomas Duttenhoefer berichtet vom sinnlichen Umgang mit dem Ton.

Anzeige

Deus hat sich für sein "Panotrait"-Projekt allerlei Extras einfallen lassen, von Joachim Kuhlmanns Beklopfen des Marmorblocks mit Hammer und Meißel bis zur Arie, die Gerd Winter während des Malens hört. Bilder, Klänge, Bewegungen, "die wie Schatten in alle Himmelsrichtungen projiziert werden": Den digitalen Schlüssel dazu hat Axel Deus hinterlassen.