Die aktuellen Vorstellungen des „Glasschrank“ sind zwar abgesagt. Aber Iris Strombergers Privattheater will die erfolgreiche Produktion nicht sang- und klanglos beenden.
Von Johannes Breckner
Leiter Kulturredaktion Darmstadt
Frau Brückmann macht die Ansage: Iris Stromberger und Harald Mehring im „Glasschrank“.
(Foto: Miriam Eidt)
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DARMSTADT - Es lief gerade richtig gut. Mit dem „Glasschrank“, Robert Strombergers feingeschliffener Version des Schwanks von Heinrich Rüthlein, hatte die Darmstädter Theaterlust ihr Publikum gefunden. Ein wenig war es ja auch die Nagelprobe für das von Strombergers Tochter Iris gegründete Privattheater. Das Debüt mit dem „Datterich“ war eine sichere Sache: Dieses Stück läuft in Darmstadt gleichsam von selbst, zumal dann, wenn der Besetzungszettel die Fortsetzung der Stromberger-Tradition verspricht. Für viele Freunde der Lokalposse zählt die über Jahrzehnte bewährte Inszenierung Robert Strombergers zu den gelungensten Interpretationen des Ur-Darmstädter Stoffes, und Iris Stromberger knüpfte mit dem Stil ihrer Inszenierung daran an, ohne das vergangene Ereignis kopieren zu wollen.
Der „Glasschrank“ zeigte dann, dass die aus Profis und erfahrenen Amateuren gebildete Truppe ihr Publikum dauerhaft finden kann. Zwischenzeitlich hat sie mit dem „Weißen Schwan“ in Arheilgen auch ein dauerhaftes Domizil gefunden. Die ersten Vorstellungen dort waren ein Erfolg, für 2020 gab es schon ausverkaufte Vorstellungen, Sandra Fleckenstein und Katrin Deußer hatten das leicht veränderte Ensemble ergänzt. Aber sie konnten nur eine Vorstellung spielen. Bis Ende Mai ist überhaupt nicht an eine Vorstellung zu denken. Aber die Inszenierung soll nicht sang- und klanglos verschwinden. Zwei Termine am 5. und 7. Juni stehen aktuell noch auf dem Plan, ein Nachholtermin für den 6. September steht ebenfalls schon fest.
Eine schwierige Zeit für Iris Stromberger. Zwar gibt es einige Sponsoren, die den Verein unterstützen. Aber die Produktionen werden vorfinanziert, die Einnahmen aus dem Kartenverkauf müssen die Kosten wieder hereinbringen. Einige Zuschauer haben angeboten, den Kartenpreis der ausgefallenen Vorstellungen zu spenden.
THEATERLUST
Informationen, Video-Beiträge, Termine und Online-Vorverkauf im Internet: www.theater-lust-darmstadt.de.
Telefonischer Kontakt für alle Fragen rund um Karten und Vorstellungstermine: 0176-20657006. (red)
„Es gibt uns noch“, sagt Stromberger, „und wir wollen gut mit der Situation umgehen.“ Dazu gehört auch, dass den Profis im Ensemble der Ausfall bezahlt wird, „wir können sie doch nicht im Regen stehen lassen!“ Und, dass auf der Homepage Lebenszeichen gesendet werden. „Die Theaterlust zeigt Gesicht“, sagt Stromberger, „wir wollen unterhalten.“ Heiter und auch nachdenklich, mit Versen und Geschichten. Bei der Suche nach Ideen haben Iris Stromberger und ihr Sohn Fabian sogar über eine zeitgemäße Variante des „Erlkönig“ nachgedacht. Noch sind die Pläne nicht realisiert, „aber es lohnt, gelegentlich auf der Homepage vorbeizuschauen“, verspricht Stromberger.
Auch, um die Vorfreude zu nähren. Denn die „Theaterlust“ hat auch nach dem „Glasschrank“ eine Menge vor. Am 18. und 20. September sowie zu weiteren Terminen im Oktober wird der „Datterich“ wieder aufgenommen – eine Erinnerung auch an Robert Stromberger, der am 13. September 90 geworden wäre. Die Besetzung um den Hauptdarsteller Florian Stromberger präsentiert sich leicht verjüngt, Andreas Veith übernimmt die Rolle des Bengler, mit Michael Ihringer gibt es einen neuen Spirwes.
Parallel zu diesen Vorbereitungen wird die Premiere für Ende Februar 2021 geplant. Mit ihr wird die Theaterlust zeigen, dass sie nicht nur den mundartlich geprägten Komödienton beherrscht, sondern auch die englische Farce. „Cash!“ heißt das Stück von Michael Cooney, in der ein sympathischer Sozialbetrüger die öffentlichen Kassen plündert. Noch steht die Besetzung nicht ganz fest, Fabian Stromberger ist auf jeden Fall wieder dabei, seine Mutter Iris überlegt, ob sie sich wie im „Glasschrank“ außer der Regie auch eine Doppelrolle gönnt, und auch Hans Joachim Heist hat zugesagt.