Der November dieses Jahres bleibt der Monat der "Tatort"-Experimente. Nach einem Ausflug in die Vorhölle (Münster) und einem Trip in die Welt des Übersinnlichen (Dresden), erwartet uns nun ein skurriler Kurzurlaub mit dem Wiesbadener LKA-Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur).
Ist das nun Boenfeld oder Murot (Ulrich Tukur)? Der Kommissar jagt den Mörder seines Doppelgängers.
(Foto: Bettina Müller/HR)
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Der Film "Die Ferien des Monsieur Murot" erinnert nicht nur im Titel an den 1953 erschienenen Film des französischen Regisseurs Jacques Tati "Die Ferien des Monsieur Hulot". Muss man das französische Vorbild gesehen haben, um mit Murot auf eine abenteuerliche Reise in den Taunus zu gehen und sich dabei köstlich zu amüsieren? Auf keinen Fall! Macht es den Film noch lustiger, wenn man das Original kennt? Unbedingt. Es sind die kleinen Details, in denen Regisseur Grzegorz Muskala immer wieder zu Monsieur Hulot blickt, sich anlehnt, ausleiht und weiterentwickelt und Murot damit in noch bizarrere Situationen treibt als sie es ohnehin schon sind.
Zum Inhalt: Kaum ist Murot in seinem Ferienparadies angekommen, ist es mit der Urlaubsruhe auch schon wieder vorbei. Er lernt Walter Boenfeld (Doppelrolle von Ulrich Tukur) kennen, einen verheirateten Gebrauchtwagenhändler – der Mann gleicht ihm bis aufs Haar. Die beiden Herren, die aussehen wie Zwillinge, aber innerlich unterschiedlicher nicht sein könnten, verbringen den Abend miteinander und entscheiden sich, alkoholgeschwängerter Kopf inbegriffen, ihre Kleidung und ihre Rollen in dieser Nacht zu tauschen.
Als Murot am nächsten Morgen aufwacht, ist Boenfeld weg – mit Murots Dienstausweis. Murot findet heraus, dass Boenfeld noch in der Tat auf einer Landstraße totgefahren wurde. Allerdings glaubt nicht nur Murots Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) nun, dass Murot tot ist, schließlich sah der Tote nicht nur aus wie der Chef, sondern trug auch dessen Kleidung und hatte den Dienstausweis bei sich. Der nur scheinbar verstorbene Kommissar ermittelt kurzerhand selbst und taucht in das Leben seines Zwillings eins, denn schnell kommt der Verdacht auf, dass Boenfelds Tod mehr als nur ein Unfall war.
"Die Ferien des Monsieur Murot" ist mitnichten banaler Blödsinn oder alberner Klamauk. Die Macher bewegen sich immer am Rande des Krimis, verlassen das Genre aber nie komplett, was der Erwartungshaltung an einen "Tatort" damit vollkommen gerecht wird. Doch es sind die vielen kleinen Szenen und Situationen, die so unglaublich liebevoll und gut inszeniert und einmal mehr von Ulrich Tukur so unvergleichlich gut gespielt sind, dass es dem einen oder anderen ein völlig gerechtfertiges Jauchzen auf der Couch entlocken wird. Vor allem die Beerdigung Murots ist ein absoluter Höhepunkt des Films.
Dieser Wiesbadener "Tatort" ist großartige Sonntagabend-Unterhaltung, wenn er auch nicht ganz an manche seiner Vorgänger heranreicht. (Kirsten Ohlwein)
Das Erste zeigt den "Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot" am Sonntag, 22. November, um 20.15 Uhr.