Viel Qualität kommt mit Ekelfaktor

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Berlin bei Nacht: Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke, M.) sind mal wieder nicht ganz einer Meinung. Foto: rbb/Marcus Glahn
© rbb/Marcus Glahn

Achtung: Hier ist der Ekelfaktor garantiert. Als Kriminalhauptkommissar Robert Karow (Mark Waschke) nach Hause kommt, stellt er fest: Sein Nachbar ist gestorben. Leider nicht...

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. Eigentlich fehlt hier nur noch "Tatortreiniger" Schotty. Und ja, es ist ekelhaft: Das Abendessen sollte vor oder nach dem "Tatort" eingenommen werden.

Für Karow ist nach einem ersten Blick in die Wohnung klar: Das ist ein Tatort, sein Nachbar starb keines natürlichen Todes. Belächelt von seiner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker), die offensichtlich auf dem Sprung ist und einen anderen Job sucht, geht Karow seinem Verdacht nach – und landet nicht nur in einem 30 Jahre alten Fall, der bis in die Zeit der DDR zurückgeht. Er muss sich auch selbst mit den Themen Einsamkeit und Tod beschäftigen.

Die stärkste Szene des Films haben Karow und Rubin in der immer noch nicht vollständig gereinigten Wohnung, als Rubin die emotionale Notlage des Kollegen erkennt und empathisch darauf eingeht. Sie hat Karow trotz seiner künstlich erschaffenen Distanz noch nicht aufgegeben – und erreicht ihn, vielleicht zum ersten Mal überhaupt.

Der Berliner "Tatort" mausert sich und liefert wie schon zuletzt eine unglaubliche Qualität bei der Regie, der Kamera, dem Licht, den Charakteren, den Schauspielern und der düsteren Erzählweise ab. Es ist dunkle, aber große Unterhaltung. Und nach den Startschwierigkeiten, die der Krimi aus der Hauptstadt hatte, haben auch Becker und Waschke ihre Charaktere gefunden und ergänzen sich in großartiger, ansehnlicher Weise. Es ist vielleicht nicht der beste "Tatort" des Jahres, aber er ist weit entfernt von langweilig oder überzeichnet. Dass das Thema Mauerfall zum 30-jährigen Jahrestag ausgerechnet vom Berliner Team aufgegriffen worden ist, ist nicht nur folgerichtig, sondern emotional perfekt in Szene gesetzt. (Kirsten Ohlwein)

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Das Erste zeigt den "Tatort: Das Leben nach dem Tod" am Sonntag, 10. November, um 20.15 Uhr.