Viel besser geht es nicht

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Querköpfe mit Herz: Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) jagen einen Serienkiller. Foto: NDR/Christine Schroeder
© NDR/Christine Schroeder

Strömender Regen, die Kommissare sitzen über ihren neuen Fall grübelnd im Auto. Schon die Einstiegsszene des neuen Rostocker "Polizeiruf 110" ist so stark und intensiv, dass...

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. "Dunkler Zwilling" heißt der neue Fall mit den Kommissaren Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau). Eine 16-jährige Ausreißerin wird tot aufgefunden, die Polizisten stoßen auf 15 Jahre zurückliegende, ähnliche Fälle: Auch damals wurden die Getöteten entstellt, ihnen Gliedmaßen abgetrennt oder Organe entnommen. Die Schuhe stehen ordentlich neben der Leiche. Und nun wird kurz nach dem ersten Mord eine zweite Tote gefunden.

Dieser Krimi ist nichts weiter als pure Filmkunst. Was Autor und Regisseur Damir Lukacevic hier vorlegt, ist aus einem Guss und nicht viel besser zu machen. Buch und filmische Umsetzung sind tadellos, vielschichtig, tiefgründig, emotional - und bringen die Kommissare mental an ihre Grenzen, auf nachvollziehbare Art und Weise.

Selbst der Titel "Dunkler Zwilling" zeigt sich beeindruckend auf vielen Ebenen des Films. Zwei Verdächtige im Visier der Kommissare, zwei unterschiedliche Geschichten. Menschen, die verheerende Doppelleben führen und ihre Familie in Angst und Schrecken versetzen. Lukacevic spielt mit der Andeutung. Fast alles bleibt bis zur Auflösung der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen. Wer könnte es gewesen sein? Wir sehen kein Blut, keine Tat; Lukacevic arbeitet nur mit Worten, mit Gesten, mit Mimik.

Und dann sind da noch die Kommissare: Bukow und König sind das stärkste aller Teams, die am Sonntagabend über die Mattscheibe flimmern. Jedes Wort sitzt, jede Reaktion auf jede Aktion passt. Ja, es ist und bleibt schwierig, der mittlerweile sehr verzweigten Vorgeschichte der beiden noch zu folgen. Es geht um manipulierte Beweise, um Lügen bei einem Abschlussbericht, um gegenseitiges Misstrauen. Aber es geht auch immer wieder darum, dass zwei sehr kaputte, belastete Menschen es wiederholt schaffen, ihren Weg durch die Dunkelheit zueinander zu finden, ihre dunklen Zwillinge beiseite zu schieben. Bei Hübner und Sarnau stimmt die Chemie in jeder Sekunde, und man möchte ihnen gerne jede Woche am Sonntagabend zusehen. Wie sie sich streiten, versöhnen, helfen, verfluchen, anschreien und sich letztlich doch wieder gemeinsam auf den Weg machen.

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"Dunkler Zwilling" platziert sich in der Reihe der Rostocker Polizeirufe sicherlich in den Top drei ein. So darf es gerne weitergehen - und am liebsten viel öfter als nur zweimal im Jahr. (Kirsten Ohlwein)

Das Erste zeigt den "Polizeiruf 110: Dunkler Zwilling" am Sonntag, 6. Oktober, um 20.15 Uhr.