Um Kopf und Kragen

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Bootz (Felix Klare, l.) kümmert sich um den zugedröhnten Lannert (Richy Müller).
© SWR/Christian Koch

Alles andere als Einheitsbrei: Der 30. Fall des Stuttgarter Duos Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) vereint auf gelungene Weise Krimi und Klamauk.

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Stuttgart. Kopflos geht es diesmal im Stuttgarter „Tatort“ zu: Zum einen, weil Drogenhändler Boris Kellermann eben diesen verloren hat – aufgefunden im Neckar. Vom Rest der Leiche fehlt jede Spur. Sehr zum Missfallen von Gerichtsmediziner Dr. Daniel Vogt (Jürgen Hartmann): „Wasserleichen sind undankbar, Wasserköpfe umso mehr.“

Sprichwörtlich seinen Kopf verloren hat dagegen Kommissar Thorsten Lannert. Um den Fall des toten Drogenhändlers aufzuklären, hat er sich im „Wilden Mann“ umgesehen, einem berühmt-berüchtigten Lokal mit Ruf als Drogenumschlagplatz. Was sein Partner Sebastian Bootz nicht erwartet: Lannert, grenzdebil grinsend in einem euphorisch-umnebelten Geisteszustand aufzufinden, wegen halluzinogener Substanzen, die ihm im „Wilden Mann“ verabreicht wurden.

Trotz seines Drogenrauschs meint Lannert sich vage zu erinnern, dass noch in dieser Nacht ein Deal stattfinden soll. Es folgt ein Roadtrip ins Ungewisse – für den sich Bootz sicherheitshalber Vogt als Verstärkung hinzuzieht. Sie nehmen die Verfolgung von Kellermanns Kumpel und „Wilder Mann“-Wirt Jan Hanika (Frederic Linkemann) sowie dessen Freundin Jessy (Rilana Nitsch) auf und landen auch tatsächlich bei einer Übergabe mit der biederen Landwirtsfamilie Bechtle. Die Ware ist jedoch enttäuschend: Schnellkochtöpfe und Ziegelsteine. Dann entdeckt Bootz auf dem Arm von Lannert einen Hinweis auf einen „China Joe“.

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Alles andere als Einheitsbrei: Schräg, absolut schräg ist der 30. Fall des Stuttgarter Duos unter Regie von Shirel Peleg. Krimi oder Klamauk – von beidem etwas. Aber dennoch unterhaltsam und für so manchen Lacher gut. Ist aber auch einfach zu ungewohnt, den stets seriösen Lannert auf seinem Drogentrip zu begleiten, wie er mal vor sich hin sinniert („Ist schon wieder einer tot? Die sterben wie die Fliegen“) oder seinem Kollegen eine spontane Liebeserklärung macht.

Auch birgt der Fall so manche Überraschung und Wendung, was „Die Nacht der Kommissare“ noch einmal aufwertet. Dass das Stuttgarter Team es auch mal ungewöhnlich mag, hat spätestens der 20. Fall „Stau“ (ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehkrimipreis 2018) gezeigt. Warum auch nicht? Der Mut zum Schrägen bekommt einen „Daumen hoch“.

Das Erste zeigt den „Tatort: Die Nacht der Kommissare“ am Sonntag, 18. Juni, um 20.15 Uhr.