Der dänische Kulthit „Borgen“ kehrt zurück. Und das ist nicht das einzige Serien-Highlight im Juni.
. Dänische Politikintrigen und eine deutsche Jungschauspielerin als englische Königin: Wir stellen die interessantesten Neuerscheinungen vor, die im Juni bei Streaminganbietern oder im Bezahlfernsehen starten.
„Borgen – Macht und Ruhm“ (ab sofort, Netflix)
Die Pause war lang, doch jetzt ist „Borgen“, die Krimiserie für Intellektuelle, mit einer vierten Staffel zurück. Und wieder ist was faul im Staate Dänemark. Im Mittelpunkt des Politdramas steht erneut Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen), die es in der ersten Staffel zur dänischen Premierministerin gebracht und ihr Amt wieder verloren hatte. Nach Intrigen, medialem Dauerfeuer, persönlichen Krisen und dem Rückzug in die Privatwirtschaft ist Birgitte in den neuen Folgen als Außenministerin in der Regierung zurück und gerät in eine internationale Krise: Als in Grönland Öl entdeckt wird, bricht ein Streit um die Förderrechte aus. Die Story greift mit dem Klimawandel und der Ausbeutung der Arktis aktuelle Stoffe auf, zentrales Thema ist aber erneut die Frage: Was macht die Macht mit dem Menschen?
„How I Met Your Father“ (ab sofort, Disney+)
Ein Vater erzählt seinen Kindern im Jahr 2030, wie er ihre Mutter kennengelernt hat: Die Serie „How I Met Your Mother“ lief 2005 bis 2014 und galt mit ihrer romantischen Ironie als ultimative Sitcom der Millennial-Generation. Jetzt gibt es eine Fortsetzung: Im Jahr 2050 erzählt eine Mutter (Kim Cattrall) ihrem Sohn am Telefon, wie sie anno 2022 seinen Vater kennengelernt hat – in einer wilden New Yorker Nacht, in der sie vier Männer verschiedener Hautfarbe und Herkunft traf. Fans des Originals werden viele Anspielungen auf „HIMYM“ erkennen, das Sequel ist aber dem Zeitgeist angepasst: Der Cast ist divers besetzt, die jungen Leute daten per Tinder, und Mutti lebt im Smart-Home. Davon abgesehen ist die Cliquen-Sitcom überraschend brav und konventionell gestrickt.
„Becoming Elizabeth“ (ab sofort, Starzplay)
Eine Historienserie mit rauschenden Kostümen, prächtigen Kulissen – und einer Deutschen in der Hauptrolle: In „Becoming Elizabeth“ schlüpft Alicia von Rittberg (Charité) in die Rolle und die Roben von Elisabeth Tudor (1533 – 1603), der späteren Elisabeth I. – und tritt damit in die Fußstapfen prominenter Kolleginnen wie Cate Blanchett und Helen Mirren, die beide schon die legendäre englische Königin spielten. Die neue Serie nimmt die Jugend der Tochter Heinrichs VIII. (der mit den sechs Frauen) ins Visier, als sie noch nicht auf dem Thron saß, sondern gemeinsam mit ihren Halb-Geschwistern eine Schachfigur im Machtpoker europäischer und englischer Mächte war. Erzählt wird die Charakterstudie einer jungen Frau zwischen Verletzlichkeit und Stärke.
Hilary Duff im Spin-off von „How I Met Your Father“
„Chloe“ (ab 24.6., Amazon)
Verloren in der Welt der sozialen Medien: Becky (Erin Doherty, „The Crown“) jobbt als Büro-Hilfskraft und kümmert sich um ihre demente Mutter – ihr fades Leben vergleicht sie zwanghaft mit dem (vermeintlich) glamourösen Alltag, den andere bei Instagram und Co. zur Schau stellen. Vor allem der Account von Chloe, der Frau eines Stadtrats, hat es ihr angetan, in ihrem Leben ist offenbar alles großartig. Dann stirbt Chloe unvermittelt. Mit einer Fake-Identität erschleicht sich Becky Zugang zum illustren Freundeskreis der Toten – dank ihrem Alter Ego führt sie plötzlich ein viel tolleres Leben als zuvor, kommt aber auch dem Geheimnis um Chloes Tod auf die Spur. Die Serie ist ein packender Psychothriller mit einer notorischen Lügnerin als rätselhafter Hauptfigur: clevere Hochglanz-Spannung.
„Reich“ (ab 24.6., Apple TV+)
Nach der Scheidung von ihrem Milliardärs-Gatten ist Molly Novak (Maya Rudolph) eine megareiche Singlefrau – aber kein Luxus kann ihre innere Leere füllen. Dann erfährt Molly, dass auf ihren Namen eine seriöse Wohltätigkeitsstiftung läuft, und mischt sich munter in deren Arbeit ein – dummerweise ist die Milliardärin abgehobener als Marie Antoinette und zerschlägt mit ihrer naiven Blasiertheit viel Porzellan, etwa wenn sie obdachlosen Frauen goldene Waffeleisen schenkt. „Reich“ ist keine tiefschürfende Betrachtung über die ungleiche Verteilung von Besitz auf der Welt, sondern ein warmherziger Spaß, der an den Optimismus von „Ted Lasso“ erinnert. Und verwundert fragt man sich: Wem gehören die protzigen Villen und Luxusboote, die als Drehorte dienten, eigentlich im echten Leben?