Seit 1997 gehört Joe Bausch als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth zum Kölner Tatort-Team. Der studierte Mediziner arbeitet hauptberuflich als Arzt in der Justizvollzugsanstalt...
. Von Kerstin Kaminsky
Seit 1997 gehört Joe Bausch als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth zum Kölner Tatort-Team. Der studierte Mediziner arbeitet hauptberuflich als Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl. Für die Drehtage nimmt er sich extra Urlaub.
Je nachdem, wie viele Leichen gefunden werden, sind das zwischen zwei und vier Drehtagen pro Folge, die sich Bausch freinimmt. An seiner Seite ermitteln dann in den Tatorten Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär als Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk.
Hermann-Joseph Bausch-Hölterhoff, wie sein vollständiger Name lautet, ist im Westerwald aufgewachsen. Geboren wurde er 1953 in Waldbrunn-Ellar, 16 Jahre später ist seine Familie mit ihm nach Hadamar-Oberzeuzheim gezogen, wo er bis zu seinem Studienbeginn lebte. 1971 begann er ein Studium der Theaterwissenschaft in Köln, wechselte später nach Bochum für das Medizinstudium, und fand schließ;lich als Berufsanfänger seinen Platz in Nordrhein-Westfalen – wo er verwurzelt ist.
Herr Bausch, wie kamen Sie in das Tatort-Team?
Joe Bausch: Für die Folge "Manila" bat mich der damalige Produzent eigentlich nur um einen medizinischen Rat, ich sollte erklären, wie eine bestimmte Verletzung tatsächlich aussieht. Zum Ende des Gesprächs fragte er mich, ob ich das nicht auch machen möchte – er wusste ja, dass ich auch gern schauspielere. Das war 1997 – bis auf zwei oder drei Mal, spiele ich seither jedes Mal mit. In meinen ersten sieben Folgen war ich lediglich der "Doc" ohne Namen. Erst 1999 wurde ich zu Dr. Joseph Roth.
Fließ;t Ihr medizinisches Fachwissen in die Filme mit ein?
Bausch: Ja klar! Ich bekomme das Drehbuch ja immer schon sehr früh zu lesen und die erste Frage der Produktion ist dann: "Und? Was hast du geändert? Was hast du besser gemacht?" Mir wird eine Menge kreativer Spielraum gelassen, damit die Situationen in der Rechtsmedizin weitgehend authentisch rüberkommen. Auch die Figur des Dr. Roth durfte ich maß;geblich mit entwickeln. Genau genommen bin ich der älteste Gerichtsmediziner im deutschen Fernsehen.
Arbeiten Sie auch für andere Tatort-Teams?
Bausch: Zwei Autoren, die den Tatort Münster schreiben, fragen mich regelmäß;ig um Rat. Da darf ich mich dann medizinisch so richtig austoben.
Hat es im Kölner Tatort mal eine Folge gegeben, in der die Rechtsmedizin einen besonderen Stellenwert einnahm?
Bausch: Nicht direkt das medizinische Fachgebiet, aber ich selbst als Dr. Roth. In der Folge "Pechmarie" wurde ich nämlich von einem Juwelenräuber als Geisel genommen. Während ich am Fundort der Leiche Spuren sicherte, war einer der Täter in mein Auto eingebrochen. Der verletzte Mann zwang mich unter Waffengewalt zur Ersten Hilfe; ich musste eine Kugel aus ihm rausholen. Zum Dank hat er mich brutal gefesselt und geknebelt. Das war übrigens das einzige Mal, wo ich einen "Lebenden" auf dem Operationstisch hatte.
Wo werden die Szenen gedreht?
Bausch: Das Gebäude steht in Köln und ist extra für den Tatort gebaut worden. Im Keller befindet sich die Gerichtsmedizin, darüber das Präsidium. Das Institut wird übrigens auch von Professor Börne aus dem Tatort Münster genutzt … Merkt man gar nicht, oder?
Werden Sie irgendwann mal zusammen mit den Kommissaren Ballauf und Schenk in Rente gehen?
Bausch: Vielleicht. Den Tatort Köln ohne die beiden kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Jetzt arbeiten wir schon fast 20 Jahre zusammen. Und ich bin sicher, ein paar weitere gute Jahre liegen noch vor uns. Wir sind ja auch mehr als Kollegen. Unser gemeinsames Engagement im Hilfsverein "Tatort – Straß;en der Welt" zugunsten von Straß;enkindern hat uns zu Freunden werden lassen. Wir reisen zusammen auf die Philippinen und organisieren Charity-Veranstaltungen für den guten Zweck, das verbindet noch mehr als das gemeinsame Drehen.
Wie reagieren Ihre Patienten in der JVA Werl, wenn Sie mal wieder im Fernsehen zu sehen waren?
Bausch: Über einen guten Krimi freuen sich natürlich auch unsere inhaftierten Patienten und viele sind richtig stolz darauf, einen so berühmten Arzt zu haben. Einer sagte mal zu mir: Was der Müller-Wohlfahrt in der Bundesliga ist, das sind Sie in der deutschen Knastmedizin.
Was bedeutet das Tatort-Jubiläum für Sie persönlich?
Bausch: Die tausendste Sendung, das ist ein unglaublicher Meilenstein! Und nächstes Jahr feiern wir 20 Jahre Tatort Köln. Ich bin glücklich und stolz, schon so lange dabei sein zu können.
Zur Person
Joe Bausch hat am 19. April 1953 Geburtstag. Er wurde in Ellar geboren, seine Familie zog, als er im jugendlichen Alter war, nach Oberzeuzheim. Mit vollständigem Namen heiß;t er Hermann-Joseph Bausch-Hölterhoff.
Im Kölner "Tatort" spielt er den Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth. Hauptberuflich ist Bausch als Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl bei Soest beschäftigt. Seit 2013 engagiert er sich als Botschafter für Mittelhessen. Der Verein "Mittelhessen", der ihn gewinnen konnte, setzt sich für die Entwicklung der Region ein.