Wochenende in Berlin: Auf der Suche nach einer unvergesslichen Nacht ziehen Partygänger und Feierlustige durch die winterlichen Straßen.
. Eine junge Frau findet über eine Dating-App in dem Paar Dennis Ziegler (Vito Sack) und Julia Hoff (Milena Kaltenbach) eine passende Verabredung. Am nächsten Morgen wird in der Nähe von Dennis' Wohnung eine Leiche gefunden. Ihr Gesicht ist entstellt, so dass eine Identifikation unmöglich erscheint. Eine Vermisstenmeldung und ein anschließender DNA-Abgleich offenbaren den Kommissaren Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke), dass es sich bei der Toten um die Medizinstudentin Sophia Bader handelt. Als Rubin und Karow Marianne (Andreja Schneider) und Helmut Bader (Rainer Reiners) die Todesnachricht überbringen, bestreiten die Eltern, dass die Tote ihre Tochter ist, und leugnen, dass sie Dating-Portale nutzte.
Der neue Berliner "Tatort: Die Kalten und die Toten" aus der Feder von Markus Busch ist fast mehr eine Psychostudie als ein Krimi. Immer wieder laufen Rubin und Karow gegen eine Wand. Nicht nur die Eltern des Opfers sind vollkommen immun gegen jegliche Vorstoße der Polizisten. Auch Dennis und seine Familie leben in einer Parallelwelt, in der niemand mehr merkt, dass dort sämtliche familiären Verbindungen entglitten, entrückt, verschoben sind. Dennis' Mutter Doris (Jule Böwe) ist Streifenpolizisten und verzweifelt bemüht, die Scherben ihres Sohnes zeitnah und sauber wegzuputzen. Dennis' Polizeiakte ist dick: Brandstiftung, Körperverletzung, Vergewaltigung. Doch für Doris ist das gute Kind einfach nur das gute Kind. Dass er mit dem Tod der jungen Frau in Verbindung stehen könnte, kommt ihr zu keiner Sekunde in den Sinn.
Und so begleiten wir Karow und vor allem Rubin, die zunehmend an den Wänden, Mauern und errichteten Wattebäuschen ihrer Gegenüber verzweifelt, wie sie versuchen, diesen Fall aufzuklären und dabei niemanden zurückzulassen. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, und schließlich macht die erschöpfte Rubin einen gefährlichen Vorschlag.
"Die Kalten und die Toten" wühlt auf, macht wütend, nervt – weil man sich dabei ertappt, sich eingestehen zu müssen, dass es solche Familien in Deutschland zuhauf gibt. Die, in denen die Mama den Dreck der Kinder wegräumt, obwohl diese längst erwachsen sind. Die, in denen man lieber nicht so genau hinschaut, weil es wehtun könnte. Wo alles unter den Teppich gekehrt wird. Ja, vielleicht mangelt es dem "Tatort" ein bisschen an Spannung, aber keineswegs an Emotionalität. Das beweisen auch die Kommissare, die bislang eher für einen rauen Umgangston miteinander bekannt waren. Wichtig in diesem Film sind nicht die Farben, die Töne oder die Taten, sondern die gesprochenen und die nicht gesprochenen Worte und die Gesichter, aus denen sie fallen oder eben nicht.
Umso mehr tut es nach diesem Film weh, dass Meret Becker keine Lust mehr auf Nina Rubin hat. Jetzt, da die beiden endlich ihr ganz eigenes Herausstellungsmerkmal gefunden haben.
Das Erste zeigt den "Tatort: Die Kalten und die Toten" am Sonntag, 14. November, um 20.15 Uhr.