Von Markus EngelhardtZu bieder, zu verkrampft, zu sehr Hollywood für Anfänger - der Schweizer "Tatort" stieß seit seinem Wiedereintritt ins Universum der...
. Von Markus Engelhardt
Zu bieder, zu verkrampft, zu sehr Hollywood für Anfänger - der Schweizer "Tatort" stieß; seit seinem Wiedereintritt ins Universum der Sonntagabend-Krimis nur selten auf Begeisterung.
Mit dem aktuellen Fall "Schutzlos" könnte sich das ein wenig relativieren. Denn härter an der Realität bewegten sich die Ermittlungen von Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) noch nie. Und dafür lieben wir doch unseren "Tatort": Er bildet das echte Leben ab - und ergänzt es um das, was wir Laien für Polizeiarbeit halten.
Und so taumeln der mi-gränegebeutelte Flückiger und seine Kollegin durch ein überraschend tristes Luzern. Sie sehen sich konfrontiert mit dem traurigen Dasein minderjähriger Asylbewerber, mit der Drogenszene der Stadt und mit dem Mord an einem jungen Nigerianer. Dabei stehen ihnen nicht nur die genreüblichen Probleme in der Unterwelt im Weg, sondern auch ihr neuer Vorgesetzter Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu), Schweizer Beamter durch und durch und als solcher wenig emotional im Umgang mit dem heiklen Thema des Falls.
Halluzinationen, Rückblenden und der eine oder andere Twist: Der letzte neue "Tatort" vor der Sommerpause überrascht damit, dass aus der Schweiz doch noch Wertarbeit kommt. Vor allem aber: Er gibt den Flüchtlingen ein Gesicht. Allein dafür lohnt sich das Einschalten schon.