„Mission Impossible – Fallout“

Er läuft und läuft und läuft: Tom Cruise ist seit 1996 als Ethan Hunt in unmöglicher Mission unterwegs. Jetzt kommt bereits „MI6“ in die Kinos. Foto: Paramount  Foto: Paramount

Zum sechsten Mal verkörpert Tom Cruise den Agenten Ethan Hunt in „Mission Impossible“. Als Actionheld alter Schule agiert Cruise diesmal stark wie nie zuvor.

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. Es kann nur einen geben. Ist doch klar: Bond, James Bond!

Dachte man zumindest lange. Doch mittlerweile muss man konstatieren: Da ist noch einer. Noch einer, der das Zeug zum seriellen Spion im ganz großen Stil hat: Hunt, Ethan Hunt! Vor 22 Jahren verkörperte Tom Cruise zum ersten Mal den Agenten, der aus dem Fernsehen der Sechziger kam. Damals war er Mitte dreißig, heute ist er Mitte fünfzig, sieht aber keinen Tag älter aus als Anfang vierzig und geht jetzt zum sechsten Mal eine „Mission Impossible“ an. „MI6“ wird das gekürzelt, so wie Bonds britischer Auslandsgeheimdienst.

JJ Abrams, der „MI3“ drehte, hat die Abenteuer vier bis sechs produziert. Und so wie er „Star Trek“ und „Star Wars“ schier unendliche Laufzeiten beschert, gelingt ihm das auch bei der Impossible Mission Force. Diese IMF belächelt Angela Bassett als CIA-Chefin als Halloween für Männer mit Masken. Und in der Tat sind die Latex-Visagen ja ihr Markenzeichen, doch Cruise und Co. zeigen den Kollegen jetzt mal, dass ihr Mummenschanz kein Mumpitz ist. Im Gegenteil: Regisseur Christopher McQuarrie (drehte mit Cruise schon „Jack Reacher“ und „MI5“) zelebriert hier über zweieinhalb Stunden Arbeit an der Action, zeigt Agenten als Handwerker der Unterhaltung. Hier gibt’s keine Gadgets und Gimmicks, hier gibt’s bloß immer wieder Gummi – bei den rauchenden Reifen und bei den unvermeidlichen Masken.

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Was vor über fünfzig Jahren im Fernsehen begann, ist heute im Kino wunderbar zeitlos. Immer noch gibt es geflüsterte Codewörter, Umschläge mit Botschaften, Bänder, die sich in Rauch auflösen, Schwarzweißfotos, die mit Heftklammern an Papierdossiers hängen. Die Geschichte um das Syndikat „Die Apostel“, das Stoff für drei Atombomben geraubt hat, spielt heute, könnte aber ebensogut aus den Sechzigern oder Siebzigern stammen. Agenten treffen sich in Berlin unter nächtlichen Brücken oder in Londons dunkeln Gewölben. Sie springen durch Gewitterwolken auf das gusseiserne Gerüst eines Glaspalastes in Paris. Hier ist alles Vintage, und als die Helden dann doch mal in eine gleißend sterile Herrentoilette kommen, werden drei Agenten alter Schule zu Abrissunternehmern und verschrotten die futuristische Sanitärinstallation. Weg mit der Moderne, es lebe die Nostalgie!

Auf den Straßen sieht es nicht anders aus. Da fahren alte BMW- und Mercedes-Limousinen, trägt Ethan Hunt auf seinem Motorrad seine alte Lederjacke. Um Stilfragen soll sich doch dieser Bond kümmern. Hunt trägt zum lässig offenen Hemd sein Arbeitsethos wie eine Kevlarweste: Die Bösen lässt er beiläufig sterben, den Guten begegnet er wie Herr Hunt von der Heilsarmee. Bisweilen neigt der Held auch zur Sentimentalität, hat er doch seine Frau Julia aus Liebe und Angst um ihr Leben ziehen lassen. Kugeln und Tritte pariert Tom Cruise lässig, Albträume und Skrupel seiner Filmfigur setzen ihm schauspielerisch deutlich mehr zu. Macht aber nichts, denn Ethan Hunt ist ja nicht allein, sondern agiert inmitten eines sehenswerten Ensembles: Ving Rhames und Simon Pegg sind seine komisch-kauzigen Kollegen. Die CIA stellt ihm Agent Walker mit Schnäuzer, Schlips und schmieriger Skepsis zur Seite. Rebecca Ferguson macht als Agentin Faust ihrem Namen alle Ehre. Vanessa Kirby ist als „Weiße Witwe“ mit dem Springdolch am Strumpfband eine Kollegin, die auch beim Großen Gatsby gefallen könnte. Vor lauter Schwermut hat Ethan Hawk aber leider gar keinen Sinn für die Damen.

Die Bomben sind alles, was ihn interessiert. Zum Entschärfen geht es nach Kandahar. Die Uhr tickt, der Agent hängt erst am Helikopter und dann an einer Felswand. Das ist alles nichts, was James Bond nicht auch schon hundert Mal getan hätte. Aber das spielt keine Rolle. Der Mann will ja nicht originell sein. Er ist das Original: Es gab schon sechs verschiedene James Bonds im Kino, aber es gibt im Kino immer nur einen Ethan Hunt.