Doreen Brasch (Claudia Michelsen) hat einen hohen Verschleiß an (beruflichen) Partnern. So stellt die Hauptkommissarin im neuen Magdeburger "Polizeiruf 110: Totes Rennen" schon...
. Ihr Chef, Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler), verkneift sich sicherheitshalber die Antwort und tätschelt Brasch tröstend den Arm. Fakt ist: Brasch ermittelt ab sofort allein, Kommissar Dirk Köhler (Matthias Matschke) ist weg, sein Verbleib wird nicht näher kommentiert. Unterstützt wird Brasch diesmal durch ihren Vorgesetzten Lemp, verkörpert von einem ohnehin bislang viel zu zurückhaltend eingesetzten Vörtler, der viel öfter als Charakterkopf zum Einsatz kommen sollte. Und nach 90 Minuten Krimi lautet die Erkenntnis: Claudia Michelsen braucht gar keinen Partner.
Gut, dass die Produzenten entschieden haben, die Schauspielerin ab sofort als Solo-Ermittlerin ins Rennen zu schicken. Sie ist nun das "Polizeiruf"-Pendant zum "Tatort"-Murot (Ulrich Tukur) aus Wiesbaden. Michelsen bekommt allen Raum, und sie füllt ihn exzellent aus. Ihre Darstellung der spröden, gebrochenen und stets runtergekühlten Kommissarin überstrahlt völlig glanzlos den teilweise blassen Rest.
Der Film beginnt zwar in starken Rottönen, die schnell klarmachen, dass Brasch sich in einer Traumsequenz befindet, doch auch die starken Kontraste können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier für die Dramaturgie Logik und rationales Denken geopfert wurden. Die Verbindung zwischen Braschs Traum und der Realität wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Der Fall ist jedoch trotzdem spannend: Am Elbufer nahe der Galopprennbahn Herrenkrug wird ein junger Mann tot aufgefunden. Sein Name: Milan Siebert (Vincent Krüger). Todesursache: unklar. Brasch und Lemp befragen seine Frau und seine Eltern und stoßen schnell darauf, dass Siebert spielsüchtig war.
Es gibt eine weitere Überraschung: Plötzlich steht das Landeskriminalamt vor der Tür, teilt aber keine Informationen, sondern nur mit, dass getrennte Ermittlungen unerlässlich sind. Doch Brasch gewinnt das Vertrauen des LKA-Beamten Hannes Kehr (Michael Maertens), der sie in die Welt der Spielwetten einführt und damit in Gefahr bringt.
"Totes Rennen" - nach dem Buch von Stefan Dähnert und Lion H. Lau - wurde von Torsten C. Fischer farb- und kontrastreich, sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Stille beherrscht das Bild und veredelt Michelsens einzigartige Darstellung der Kommissarin Brasch. Einschalten lohnt sich für die, die Claudia Michelsens hohe Kunst des Schauspiels bewundern und über einige Löcher im Drehbuch hinwegsehen können. (Kirsten Ohlwein)
Das Erste zeigt den "Polizeiruf 110: Totes Rennen" am Sonntag, 16. Februar, um 20.15 Uhr.