"Leiche? Nein danke!"

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Thomas Gimbel aus Sechshelden als Gefängniswärter in "Es lebe der Tod".   Foto: privat
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HERBORN Wer die nächsten "Tatorte" aus Frankfurt und Wiesbaden verfolgt, sollte genau hinsehen. Vielleicht läuft Kriminaloberkommissar André Gabriel aus Herborn...

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. Von Tanja Eckel

HERBORN Wer die nächsten "Tatorte" aus Frankfurt und Wiesbaden verfolgt, sollte genau hinsehen. Vielleicht läuft Kriminaloberkommissar André Gabriel aus Herborn durchs Bild. Oder Thomas Gimbel aus Sechshelden, der im wirklichen Leben bei "Linde + Wiemann" arbeitet.

Zu sehen sind beide am 20. November in "Es lebe der Tod" mit Ulrich Tukur (Felix Murot) und in der Folge "Wendehammer" mit dem Ermittler-Duo Margarita Broich und Wolfram Koch (Anna Janneke und Paul Brix), die am 18. Dezember ausgestrahlt wird.

André Gabriel und Thomas Gimbel spielen zwar in den gleichen "Tatorten" als Statisten mit - begegnet sind sie sich aber nie. Das liegt daran, dass beide in Szenen mitspielen, die an unterschiedlichen Tagen und an verschiedenen Orten gedreht worden sind. Gimbel spielt in "Es lebe der Tod" gleich zwei Statisten-Rollen - einen Häftling und einen Gefängniswärter. Gabriel mimt einen Spurensicherer. Was beide verbindet, ist die Tatsache, dass sie immer wieder als Statisten in verschiedenen TV-Formaten zu sehen sind.

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"Der Staatsanwalt", ein "Fall für Zwei", "Kommissarin Heller", "Tatort" - alles TV-Krimis, in denen André Gabriel mitgespielt hat. Als Komparse.

Komparsen - das sind die Rollen im Hintergrund. Am Rande des Geschehens: Der Mann im Café, der gerade einen Cappuccino trinkt, die Frau, die den Kinderwagen durch den Park schiebt, oder - wie im Fall von André Gabriel - der Polizist, der den Streifenwagen fährt. Denn meistens spielt sich der Herborner selbst. Ein wenig zumindest. "Oft werden von den Produktionsfirmen echte Polizisten angefordert, damit die Szene realistischer wirkt", erzählt der Kriminaloberkommissar, der seit gut einem Jahr seine Freizeit hin und wieder am Set eines Filmes verbringt.

Betrunkener, Wärter, Häftling, Polizist - Thomas Gimbel hat schon fast alles gespielt

Ein Kollege aus Lich hatte den Herborner gefragt, ob er nicht Lust habe, sich als Komparse zu versuchen: Arne Habeck hat mit einem Kollegen eine Firma gegründet, die TV-Produktionen mit Streifenwagen ausstattet. Oder eben echte Polizisten als Statisten vermittelt.

Auch Thomas Gimbel aus Sechshelden arbeitet als Komparse. Und zwar schon seit elf Jahren. 2003 bewarb er sich für die Komparsen-Datei des Hessischen Rundfunks (hr). Gut zwei Jahre dauerte es, bis sich der Sender meldete. "Ich habe gar nicht mehr mit einer positiven Nachricht gerechnet. Immerhin hat der HR etwa 3000 Komparsen in seiner Datei", erzählt Gimbel. Und doch: Der Sechsheldener wurde gebucht und hatte seinen ersten Einsatz - beim Frankfurter "Tatort", damals noch mit dem Ermittler-Duo Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf.

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Es folgten weitere Rollen in diversen "Tatorten" und Serien wie "Ein Fall für Zwei", "Kripo Rhein Main" und "Der Staatsanwalt". Auch Fernsehfilme kamen hinzu. Die Komödie "Betty" beispielsweise, das Historiendrama "Die Päpstin" oder der ARD-Krimi "Dead Man Working".

Der 52-Jährige, der in Dillenburg in der Entwicklungsabteilung bei "Linde + Wiemann" arbeitet, ist vor der Kamera schon in so ziemlich jede Rolle geschlüpft: Betrunkener, Gefängniswärter, Häftling, Krankenpfleger, Spurensicherer, Polizist, Passant, Autofahrer, Fuß;gänger. Und der Jogger, der eine Leiche findet. Nur eines war er noch nie - eine Leiche: "Das wollte ich mal, habe es mir dann aber anders überlegt. Zehn Stunden lang in der Pathologie auf einem kalten Aluminiumtisch liegen? Nein danke."

Die Arbeit vor der Kamera kann durchaus anstrengend sein - auch für Komparsen. Manchmal ziehen sich Drehtage in die Länge, weil nicht alles funktioniert wie geplant. Gimbel fällt da eine "Tatort"-Szene in Glashütten (Hochtaunus) ein, bei der er einen SEK-Mann mimte. "Erst sind dunkle Wolken aufgezogen, und das Licht hat nicht mehr gepasst. Dann war es zu laut, weil ein Flugzeug über das Gelände geflogen ist. Kurze Zeit später hat es geregnet. Und dann hat auch noch ein Gewehr geklemmt. Der Regisseur ist fast verrückt geworden."

Ähnliche Erfahrungen hat auch André Gabriel gemacht. Zum Beispiel die Szene mit Rainer Hunold in "Der Staatsanwalt". Eine Stunde dauerte der Dreh für eine Sequenz, die am Ende nur fünf Minuten lang war. Der Herborner war einer der Polizisten im Hintergrund. "Meine Aufgabe war es, eine Stunde lang auf einem Stuhl zu sitzen. Das habe ich gut umsetzen können", scherzt er.

Oder die Szene, in der Gabriel am Steuer eines Streifenwagens sitzt. Zehn Mal musste er rückwärts von einem Parkplatz runter fahren. Erst dann war die Szene im Kasten.

Auch beim Film läuft eben nicht alles reibungslos und ohne Pannen ab. Als Mitarbeiter der Spurensicherung sollte der 42-Jährige im neuen Murot-Tatort mit einem Koffer in der Hand durch ein Zimmer gehen. "Fünf Mal bin ich quer durch den Raum gelaufen. Beim sechsten Mal ist dann aufgefallen, dass der Koffer gar nicht im Bild zu sehen ist."

Meistens ist Gabriel auf die Rolle des Polizisten abonniert. Die Filmemacher sind auf das Fachwissen angewiesen: Polizisten wissen eben, wie man Handschellen anlegt oder eine Waffe hält.

Wenn der Polizist Gabriel den Polizisten spielt, ist er übrigens in Uniform zu sehen. Anders als im wahren Leben: Als Kriminaloberkommissar ist er "zivil" gekleidet.

Die Arbeit vor der Kamera - für André Gabriel eine willkommene Abwechslung. "Das ist einfach mal was anderes. Und es ist interessant und macht Spaß;."

Die meisten Künstler sind zwar "etwas durch den Wind", aber ganz unkompliziert

Thomas Gimbel hat eine ähnliche Motivation. Zwar seien die meisten Künstler "etwas durch den Wind", aber "ganz entspannt": "Was die Aufgabe so einzigartig macht, sind die Begegnungen und Gespräche mit den Schauspielern. Die meisten sind sehr unkompliziert und haben eine bemerkenswerte Ausstrahlung. Zum Beispiel Ulrich Tukur, Armin Rohde, Manfred Zapatka, Jördis Triebel, Uwe Kokisch und Joachim Krol."

Thomas Gimbel hat es übrigens schon zu einer kleinen Sprechrolle geschafft. Und zwar als Spurensicherer in "Der Staatsanwalt": Gerade sind Drogen entdeckt worden. Hauptdarsteller Rainer Hunold wendet sich an den "Spurensicherer: "Ist das Kokain?" Thomas Gimbel: "Ja".