Bereits die zweite Ausgabe des "Lichter Filmfest Frankfurt International" läuft nur online. Am 27. April geht's los. Lockdown beschert Festival exklusive Auswahl.
FRANKFURT. Es ist bereits die zweite Ausgabe des Lichter Filmfests, die es nur online geben wird. Vor einem Jahr leisteten Direktor Gregor Maria Schubert (50) und sein Team im ersten Corona-Lockdown mit diesem Format bereits Pionierarbeit. Das bedeute aber nicht, dass die Vorbereitung auf die 14. Ausgabe von "Lichter Filmfest Frankfurt International" (ab 27. April) nun leichter gefallen sei. Im Gegenteil: "Im letzten Jahr wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt der in Rüsselsheim aufgewachsene Mitgründer des Festivals. "Dieses Jahr war anstrengender. Wir haben lange gehofft, dass die Kinos wieder öffnen." Zunächst sei ein Hybrid-Festival geplant gewesen. Erst vor drei Wochen zeichnete sich ab: Es geht doch nur per Stream.
So stehen denn ab kommendem Dienstag rund 80 Filme zum Abruf bereit. Ein Dutzend Beiträge konkurriert dabei um den mit 3000 Euro dotierten "Weißen Bembel" für den besten regionalen Langfilm. Es sind je zur Hälfte Dokumentationen und Spielfilme. "Man darf sich schon wundern über die hohe Qualität", sagt Schubert bei der Programmvorstellung via Zoom-Konferenz. Ausgerechnet nach einem Jahr der Pandemie biete das Festival "das beste Regionalfilmprogramm seiner Geschichte". Vertreten sind unter anderem Justin Peach und Lisa Engelbach aus Mainz mit ihrer Langzeitstudie "Street Line" über Armut und Drogen. Der Frankfurter Enrico Corsano porträtiert in "Tommy B" den Darmstädter Drummer und Caterer Thomas Betzler. Der bekannteste Titel im Regionalprogramm ist "Herr Bachmann und seine Klasse": Maria Speths Dokumentation über einen engagierten Lehrer und seine Schützlinge in Stadtallendorf war im März mit dem Preis der Jury bei der Berlinale prämiert worden.
Sozial- und Kriegsdramen stehen im Programm
Die Reihe der internationalen Langfilme steht in diesem Jahr mit vielen politischen Richtungsentscheidungen unter der Überschrift "Wandel". Als Eröffnungsfilm läuft das französische Sozialdrama "Gagarine" über einen jungen Mann in einem abbruchreifen Wohnblock. Auch zwei Produktionen, die am Sonntag (25. April) Chancen auf einen Oscar als bester ausländischer Film haben, sind im Programm: "Quo Vadis, Aida?" handelt vom Bosnienkrieg, "The Man Who Sold His Skin" spielt vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Syrien.
Allesamt sind es Werke, die in normalen Zeiten ihre Plätze in Filmtheatern finden würden. Doch diese Häuser sind geschlossen. Das erhöht die Bedeutung von Festivals. "Es gibt einen hohen Rückstau an Arbeiten, die nie im Kino zu sehen sein werden", sagt Lichter-Direktor Schubert. Das sei bitter, sorge aber "für ein exklusives Programm". Dazu gehören auch Wettbewerbe für zwei Dutzend Kurzfilme, für Videokunst und für Virtual-Reality-Formate - jeweils dotiert mit 1000 Euro.
Der Betrag für ein Ticket ist bei der Online-Edition mit acht Euro am Kinopreis orientiert. Die Filme sollen ja nicht verramscht werden. "Es ist ein Statement, um die Wertigkeit der Rezeption oben zu halten", betont Schubert. Zudem sei der Zugang limitiert. Schließlich wollen die Frankfurter anderen Veranstaltern nicht das Wasser abgraben. Bei der Online-Premiere 2020 seien 2000 Zuschauer-Accounts registriert worden. Gut möglich, dass Online-Angebote auch nach der Pandemie bleiben werden. "Es gibt heftige Debatten", sagt Direktor Schubert. "Der Ausgang ist offen. Das wird der Markt entscheiden."