Ihr Feind ist die Zeit

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Einsamer Wolf im Revier: Faber (Jörg Hartmann) geht mal wieder aufs Ganze.  Foto: WDR/Frank Dicks
© WDR/Frank Dicks

Von Markus EngelhardtFaber geht dahin, wo es weh tut. Das weiß nicht nur die "Tatort"-Gemeinde, die den Dortmunder Kommissar und sein... nun ja, "Team" längst ins Herz...

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. Von Markus Engelhardt

Faber geht dahin, wo es weh tut. Das weiß; nicht nur die "Tatort"-Gemeinde, die den Dortmunder Kommissar und sein... nun ja, "Team" längst ins Herz geschlossen hat. Das hat sich auch in der restlichen Fernseh-Republik herumgesprochen. Und so wird ausgerechnet der wohl sperrigste und widerborstigste Ermittler langsam so etwas wie ein Publikumsliebling. Obwohl (oder vielleicht weil) im Ruhrpott alles anders läuft – angefangen von der horizontalen Erzählweise über die vergleichsweise düstere Atmosphäre bis hin zum Dauerstreit unter den Ermittlern. Das hier ist nicht Münster.

Im aktuellen Fall erleben wir einen zunehmend abstürzenden Peter Faber (Jörg Hartmann), der einmal mehr im Alleingang gegen einen Gewalttäter antritt, diesmal einen potenziellen Selbstmordattentäter (Felix Vörtler). Während die beiden Männer sich ein schwitzendes Psychoduell liefern, versuchen Fabers Kollegen um Martina Bönisch (Anna Schudt) im Hintergrund verzweifelt, zu verhindern, dass die Dortmunder Innenstadt zum Schauplatz des Attentats wird. Ihre Gegner sind die Zeit – und der Fanatismus von Fabers Gesprächspartner.

Um den ewigen Nörglern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Nein, dieser "Tatort" beschäftigt sich nicht mit dem Themenkomplex "Flüchtlinge". Stattdessen zeigt er, dass die Bedrohung aus der Mitte der Gesellschaft kommt, und umschifft dabei gekonnt sämtliche Klischees.

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Manchmal holt die Realität die Fiktion ein: Nachdem die Ausstrahlung wegen des Attentats in Berlin bereits einmal verschoben wurde, war nach dem Anschlag auf den BVB-Bus am Dienstag erneut offen, ob "Sturm" diesmal gezeigt wird. Wird er – ein Glück.

Wer ihn nicht einschaltet, verpasst nicht nur einen hochspannenden Thriller in Echtzeit, der beweist, dass sein Protagonist tatsächlich die derzeit interessanteste Krimi-Figur im deutschen Fernsehen ist. Sondern er verpasst ganz schlicht den vermutlich besten "Tatort" des Jahres. Manchmal lohnt es sich nämlich, dahin zu gehen, wo es weh tut.