Sieben Nominierungen für den Deutschen Filmpreis: Philipp Stölzls Neuverfilmung der literarischen Vorlage von Stefan Zweig inszeniert die Isolationshaft im Hotelzimmer unter Nazis.
. Dr. Josef Bartok (Oliver Masucci) ist ein wohlhabender Wiener Anwalt, der sich unter anderem um ausländische Bankkonten von Geschäftsleuten kümmert, die den Nazis nicht wohlgesonnen sind. Privat genießt er als Teil der Wiener Schickeria ein im Reichtum schwelgendes Leben und lässt mit seiner Frau (Birgit Minichmayr) keinen Termin im Opernhaus aus. Politisch ist er eher nur oberflächlich interessiert, weshalb er sogar noch am Vorabend des Einmarschs der Nationalsozialisten trotz eindringlicher Warnungen eines Bekannten einen Ball besucht.
Als unmittelbar danach schon die NS-Schergen in den Straßen aufmarschieren, kann er zwar noch rechtzeitig seine Frau zum Hafen bringen lassen, damit sie das Land verlässt. Und es gelingt ihm auch noch, die Kontodaten der Kunden in seiner Kanzlei zu vernichten. Aber schon tauchen Gestapo-Leute auf und nehmen ihn fest. Der Verhörspezialist Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) geht zunächst halbwegs zivilisiert mit ihm um und weist ihm ein Zimmer im vornehmen Hotel Metropol zu. Doch das ist das neue Gestapo-Hauptquartier, und das Zimmer erweist sich als Gefängniszelle, in der Bartok in Isolationshaft gesteckt wird.
Zwischendrin wird er immer mal wieder von Böhm verhört, aber weil Bartok standhaft bleibt, vergehen Wochen und Monate. Dieser perfiden Folter kann der Gefangene nur widerstehen, weil er eines Tages ein Buch ins Zimmer schmuggeln kann. Es handelt sich zwar nur um ein Schach-Lehrbuch, aber für Bartok ist es der einzige Hoffnungsschimmer, an den er sich klammern kann. So bringt er sich das Spiel selbst bei, bastelt sich aus Brotresten ein Schachspiel und lernt alle im Buch beschriebenen Züge sowie Partien auswendig. Diese geistige Konzentration bewahrt ihn lange Zeit vor dem Einknicken.
Aber eines Tages werden die Spielfiguren entdeckt und ihm abgenommen. Ein kompletter Nervenzusammenbruch folgt und daher auch bald darauf die Entlassung. Mit gefälschten Papieren begibt sich Bartok danach auf ein Passagierschiff ins Exil nach Amerika. Dort trifft er auf einen Schachweltmeister und gibt dessen Spiel-Gegner einen entscheidenden Hinweis. Auf das Drängen der Mitreisenden lässt er sich auf eine Partie gegen den Meister ein - und gewinnt. Doch im krassen Gegensatz zu dieser bewundernswerten Leistung ist Bartok ein gebrochener Mann ohne Lebensperspektive.
Stefan Zweig hat die literarische Vorlage für den Film unter dem direkten Eindruck der Nazi-Diktatur geschrieben. Doch auch heute funktioniert die Geschichte noch als eindringliche Warnung vor dem, was passieren kann, wenn Despoten und Diktatoren an die Macht kommen. Der österreichische Regisseur Philipp Stölzl ("Der Medicus", "Nordwand") inszeniert das Drama entsprechend düster mit den Stilmitteln des Psycho-Horrors. Bei ihm schwinden - im Gegensatz zum Buch - sogar einstweilen die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit.
Das Ganze wirkt zwar insgesamt ein wenig altbacken, doch die eindringliche Darstellung des gepeinigten und auch noch an den Spätfolgen leidenden Folter-Opfers durch Oliver Masucci ist eine Klasse für sich. Wäre er nicht schon beim Deutschen Filmpreis als bester Darsteller für "Enfant terrible" nominiert, hätte ihn die "Schachnovelle" sicher ebenfalls in die Vorauswahl gebracht. Die Filmakademie nominierte außerdem Birgit Minichmayr für die beste weibliche Nebenrolle und vergab sechs weitere Nominierungen an technische Kategorien. Masucci erhielt für die Zweig-Adaption aber bereits den Bayerischen Filmpreis als bester Darsteller - sowie die Produzenten für den besten Film.