Der Titel des Films deutet an, worum es im neuen Wiener "Tatort" "Krank" geht: um die Gesundheit, um Krankheit, um das Kranksein und um skrupellose Machenschaften, die man...
. Der Krimi beginnt mit einem Parallelschnitt zwischen Gegenwart und Zukunft – zumindest in der Erzählzeit des Films. Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) liegt verletzt am Boden. Er scheint dem Tod näher zu sein als dem Leben, Hilfe ist nicht in Sicht. Wir sehen durch Wien rasende Autos, vermutlich auf der Suche nach dem Polizisten, mittendrin ist Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) mit besorgtem Blick zu sehen.
Für den Zuschauer ist erst einmal nicht vieles schlüssig, viele Fragen werden aufgeworfen, da noch keine Zusammenhänge klar sind. Dann aber dröselt Autor und Regisseur Rupert Henning die Geschichte auf: Ein kleines Mädchen ist nach dem Einsatz sogenannter sanfter Medizin ums Leben gekommen. Die Kleine wurde mit alternativer statt der klassischen Medizin behandelt und bezahlte mit ihrem Leben dafür. Es entbrennt ein Streit und es steht die Frage im Raum, ob das Kind wirklich hätte sterben müssen oder hätte gerettet werden können. Im Mittelpunkt: der Vater, ein Alternativmediziner, der zwar in einem Gerichtsverfahren freigesprochen, unmittelbar danach aber ermordet wird.
Eisner und Fellner geraten in einen Glaubenskrieg, bei dem es nicht um Religionen im ursprünglichen Sinn geht, sondern vielmehr um etwas, das für jeden Menschen von existenzieller Bedeutung ist: Gesundheit. Die steht auch für Eisner auf dem Spiel, dessen Tortur mit einem Hexenschuss beginnt und einer Entführung endet.
Man möchte laut "endlich" rufen. Bibi und Moritz endlich wieder in grantelnder, spöttelnder und liebevoll streitender Hochform. Es hat lange gedauert, bis das Autorenteam wieder den richtigen Ton für die beiden gefunden hat. Da war der letzte Versuch "Pumpen" ein guter Anfang, doch in "Krank" kommen Bibi und Moritz endlich wieder dort an, wo wir sie sehen wollen. Es ist trotz der Spannung und trotz Moritz' Notlage ein überaus sehenswerter Schlagabtausch, den die beiden sich dort liefern. Die Punkte gehen diesmal allesamt an Bibi.
"Krank" wird sicherlich für die eine oder andere Diskussion in den Kommentarspalten sorgen. Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning hat ein emotional aufgeladenes Thema zum Hauptmotiv seines Films gemacht und erzählt die Geschichte einer im Ernstfall versagenden Alternativmedizin. Doch er blickt auch über den Tellerrand hinaus und sorgt für schöne, unterhaltsame Randnotizen, die Bibi und Moritz von anderen Ermittler-Teams abheben. Das macht "Krank" zu einem rundum gelungenen 90-Minüter, der nach viel Spannung, Aufregung und Drama mit einem Augenzwinkern endet. (Kirsten Ohlwein)
Das Erste zeigt den "Tatort: Krank" am Sonntag, 25. Oktober, um 20.15 Uhr.