Thiel und Boerne erkunden nach dem Tod einer Influencerin die sozialen Medien: kein Like für reichlich Fremdscham im 43. „Tatort“ aus Münster.
Münster. Tod einer Influencerin: Evita Vogt (Laura Louisa Garde), unter ihren viel Followern besser bekannt als „MagicMom“, wird mit einem Stromkabel erhängt in ihrem Haus aufgefunden. Was wie ein Selbstmord aussieht, ist – „Tatort“-Kenner ahnen es schon – natürlich keiner. Eine Videoaufzeichnung für ein neues Posting gibt Aufschluss über die letzten Minuten im Leben der Influencerin – und damit auch über die Todesursache. Denn während die zweifache Mutter ihrer Fangemeinde ganz hervorragende Stauräume für Kinderspielzeug anpreist, ereilt sie plötzlich eine heftige Atemnot. Ein anaphylaktischer Schock? Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) versuchen herauszufinden, wer „MagicMom“ umgebracht hat, und tauchen dabei ein in die Welt der sozialen Medien.
Soziale Medien, Follower, Hatespeech – alles Neuland für das Münsteraner „Tatort“-Duo. Doch nicht nur das scheint Neuland zu sein: „Queer“ und „gendern“ gehört auch nicht zum Fachjargon der beiden. Mehr noch: Von Sexismus bis Homophobie werden diesmal alle Register gezogen. Gewollt überspitzt, keine Frage. Aber es ist anstrengend, mitzuerleben, wie der einstige Witz der beiden Protagonisten zunehmend im Stammtisch-Niveau versinkt. Spätestens die Boerne-Wortspiele („Boerne-Out“, höhöhö) und eingefügten Boerne-„Stories“ als Influencer-Erklärvideos sorgen für reichlich Fremdscham.
Im nun schon 43. Fall von Thiel und Boerne – diesmal unter Regie von Michaele Kezele – wünscht man sich, der Münsteraner „Tatort“ wäre nicht schon über Jahre hinweg so erfolgreich, sondern müsste sich noch einmal ganz neu bewähren. Weniger krampfhaft um Gags bemüht, dafür ein bisschen mehr Energie und Ideenreichtum für den Fall an sich.
Das Erste zeigt den „Tatort: MagicMom” am Sonntag, 5. März, um 20.15 Uhr.