Alles wie immer, aber trotzdem fad

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Borowski (Axel Milberg) geht aufs Ganze. Foto: NDR/Christine Schroeder
© NDR/Christine Schroeder

An den betulich lebenden und arbeitenden, grauhaarigen, wohlstandsbebauchten Kommissar aus Kiel haben wir uns gewöhnt. Hier im Norden ticken die Uhren noch anders, zumindest in...

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. Wenn Klaus Borowski (Axel Milberg) ermittelt, ist alles etwas ruhiger, gediegener. Nur manchmal nimmt er eine Waffe in die Hand, lieber setzt er seine Widersacher mit Kekskrümeln außer Gefecht.

Im neuen Fall "Borowski und der Fluch der weißen Möwe" ist das nicht anders, auch wenn es ungewohnt blutig und grausam zur Sache geht. Borowski und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) geben einen Workshop für Polizeischüler. Während einer praktischen Übung sticht Nasrin (Soma Pysall) plötzlich ihren Kollegen Sandro (Louis Held) nieder. Er stirbt kurz darauf. Und aus Nasrin ist erst einmal nichts herauszukriegen.

Borowski ermittelt in gewohnt gelassener Manier, obwohl es ihm sichtlich schwerfällt, die eigenen Schuldgefühle und die von Kollegin Sahin abzustreifen. Sahin quält sich, dass sie das hätte kommen sehen müssen, Borowski quält sich, weil er die Kollegin den Workshop hat leiten lassen. Doch was steckt eigentlich hinter dem Angriff?

Borowski ist am besten, wenn er sich den Menschen hinter der Tat nähern kann. Den Opfern, den Tätern, dem Umfeld. Wenn er langsam begreift, wie die einzelnen Puzzle-Teile zueinander gehören. Dieses Muster funktioniert auch hier - was natürlich daran liegt, dass Milberg ein Meister seiner Branche ist. Ein bisschen fad wirkt dagegen leider die Kollegin, die vielleicht nur ungewollt im Schatten steht, es hier aber tut. Borowski und Milberg überstrahlen Sahin und Bagriacik.

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Und obwohl die Autoren Eva Zahn und Volker A. Zahn alle Zutaten für einen zumindest guten Borowski-"Tatort" haben und vermengen, und obwohl Regisseur Hüseyin Tabak bei seinem Debüt alles richtig macht, fehlt das eine Gewürz, das aus einem durchschnittlichen Krimi einen herausragenden macht. Es ist gute Sonntagabend-Unterhaltung, aber es hebt den Zuschauer leider nicht vor Anspannung, Aufregung, Mitfieberei und Nervenkitzel aus dem Sofa. (Kirsten Ohlwein)

Das Erste zeigt den "Tatort: Borowski und der Fluch der weißen Möwe" am Sonntag, 10. Mai, um 20.15 Uhr.