Wiesbadener Kunstarche zeigt Bilder von Lieselotte Schwarz
Unter dem Titel „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ sind in der Wiesbadener Kunstarche derzeit Bilder der 2003 gestorbenen Künstlerin Lieselotte Schwarz zu sehen.
Von Alexander Weiß
Die Kunstarche zeigt Lieselotte Schwarz.
(Foto: Kunstarche)
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WIESBADEN - Geraldine Elschner hat den Tag noch in genauer Erinnerung, als das Telefon klingelte und Lieselotte Schwarz am anderen Ende des Apparats war. Die Kinderbuchautorin hatte gerade ihr Buch „Sternenkind“ zu Ende geschrieben und gemeinsam mit ihrem Verleger Michael Neugebauer überlegt, wer es illustrieren könnte. Dass dies die Wiesbadener Künstlerin Lieselotte Schwarz übernehmen würde, erschien passend, aber unvorstellbar. Zu groß waren schlichtweg die Namen jener Autoren, die vor Elschner gemeinsam mit der gefragten Illustratorin auf den Buchtiteln standen: Henry Miller etwa, E.T.A. Hoffmann oder Ingeborg Bachmann. „Und dann kam ich mit meiner kleinen Geschichte“, sagt Elschner. Jetzt sind die Arbeiten von Lieselotte Schwarz unter dem Motto „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ bis zum 9. November in der Kunstarche zu sehen.
„Sternenkind“ steht in einem traurigen Zusammenhang, denn gerade war im Bekanntenkreis der Autorin ein Mädchen im Alter von vier Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. „Ich suchte nach Wegen, um mit meinen Kindern über das Thema Tod zu sprechen, und habe mich dann an den Schreibtisch gesetzt. Der kleine Stern unternimmt dabei eine Reise vom Himmel zur Erde und wieder zurück, wo er sich dann mit dem Mond über das Erlebte unterhält.“ Lieselotte Schwarz gefiel der Text, besonders das Verhältnis zwischen dem, was der Stern auf Erden, und dem, was er im Himmel erlebte, beschäftigte sie. Bis heute sei sie davon gerührt, wie Schwarz auf ihren Text eingegangen sei, sagte Elschner. Sie habe nachvollziehen können, dass in Anlehnung an das Mädchen in der Geschichte die Zeit auf Erden viel kürzer war als die im Himmel. Das Buch erschien 2002. Es war die letzte große Arbeit von Lieselotte Schwarz. Ein Jahr später starb die Künstlerin in Wiesbaden.
„Der Bruch mit dem Herkömmlichen“
Durch Leihgeber, die teilweise mit der Buchillustratorin und Malerin befreundet waren, konnten die Mitglieder der Kunstarche die Ausstellung zusammenstellen. Für ihre Werke wurde die 1930 in Liegnitz (Schlesien) geborene Künstlerin mit vielen Preisen bedacht, darunter etwa der „Grand Prix“, der ihr 1973 für das von ihr geschriebene und gemalte Buch „Traummacher“ auf der Biennale für Illustration Bratislava (BIB) verliehen wurde.
Die Figuren mit den lustig klobigen Formen könnten aus dem Beatles-Kultfilm „Yellow Submarine“ entsprungen sein. Sie erzählen von einer Welt, die bunter, leidenschaftlicher und offener ist als die Realität. Felicitas Reusch, Vorsitzende der Kunstarche, erklärte es so: „Im Vordergrund der Arbeit von Lieselotte Schwarz steht der Bruch mit dem Herkömmlichen.“ Die Leser und Betrachter ihrer Werke haben dadurch den Weg in eine fantastische Welt gefunden.