Starbesetztes Prestigeprojekt – Murnau-Filmtheater zeigt seltene Exponate zum Ufa-Klassiker „Münchhausen“
Ein restauriertes Arbeitsdrehbuch des Kameramanns Werner Krien, Drehbuchauszüge und viele Plakate: Im Murnau-Filmtheater wird derzeit die im Filmmuseum Potsdam kuratierte Ausstellung zum Ufa-Klassiker „münchhausen“ von 1943 gezeigt.
Von Peter Müller
Die Kuratorin Esther Riese führte durch die „Münchhausen“-Ausstellung im Murnau-Filmtheater. Foto: Jörg Halisch
(Foto: Jörg Halisch)
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WIESBADEN - Hans Albers als oller Lügenbaron und der berühmte Ritt auf der Kanonenkugel. In brillanten Farben. Auf Poster, Manuskripten und im Bewegtbild. Die Murnau-Stiftung zeigt bis 14. Oktober eine Foyer-Ausstellung zum Ufa-Klassiker „Münchhausen“ von 1943. Zur Eröffnung wurde auch das anlässlich des 100-jährigen Ufa-Jubiläums aufwendig restaurierte und in neuer Fassung erstmals beim Filmfest München 2017 präsentierte Kinohelden-Märchen von Regisseur Josef von Báky auf der Leinwand gezeigt.
Erich Kästner schrieb unter Pseudonym das Drehbuch
Vielleicht sind die spannendsten Exponate dieser im Filmmuseum Potsdam kuratierten Ausstellung weniger die Plakate mit dem ikonografischen Kanonenkugel-Motiv oder Frauenheld Hans Albers neben Brigitte Horney (als Katharina II.) und Ilse Werner (als Prinzessin Isabella d’Este). Oder die großrahmigen Poster aus der Privatsammlung des Australiers William Gillespie, mit denen Propagandaminister Josef Goebbels sein kostspieliges Herzensprojekt und die Leistungsfähigkeit des NS-Kinos international demonstrieren wollte.
Nein, es sind eher unscheinbare, teils handgeschriebene Manuskripte wie etwa das mit Mitteln des Murnau-Fördervereins restaurierte Arbeitsdrehbuch des Kameramanns Werner Krien oder, noch interessanter, kommentierte Drehbuchauszüge des Autors, der unter dem Pseudonym Berthold Bürger geführt wurde. Sein richtiger Name: Erich Kästner, der offiziell längst Berufsverbot hatte, dessen Schriften 1933 verbrannt wurden und der von der Gestapo mehrfach verhaftet worden war. Geeignete und genehme Geschichtenerzähler aber waren ausgegangen. Und das Regime brauchte zunehmend mehr Illusionskino, bunten Optimismus und Heiterkeits-Schmonzetten.
Nur wenige Wochen nach dem dramatischen Fiasko von Hitlers 6. Armee in Stalingrad fand dann die Premierenfeier des zum 25-jährigen Ufa-Jubiläum fertiggestellten Hollywood-Kinos der nationalsozialistischen Art statt – mit Kästners subtil eingestreuten Zeitkritiken, aber ohne „Münchhausen“ Albers, der bereits an der „Großen Freiheit Nr. 7“ arbeitete. Es wurde dennoch ein Riesenerfolg. Schaut man sich den Film heute, insbesondere in der von Projektleiterin Anke Wilkening verantworteten und brillant colorierten Restaurations-Fassung an, wird klar, warum.
Für Goebbels starbesetztes Prestigeprojekt, der erst der dritte Ufa-Farbfilm und exorbitante 6,5 Millionen Reichsmark teuer war, war kein Aufwand zu hoch: Kostüm-Designerin Manon Hahn durfte in Brokat und Spitze schwelgen, um die rund 1000 Komparsen in Rokoko-Kostüme zu kleiden, weder für Tricktechnik noch für Ausstattung gab es Budgetlimits.