Im Januar 2019 will er den Bauantrag stellen, sagt Reinhard Ernst. Wen er sich als Leiter seines Museums vorstellen könnte, das erzählt der Kunstsammler im Presseclub Wiesbaden.
WIESBADEN. Unaufgeregt. Souverän. Wenn Reinhard Ernst über sein Leben als Unternehmer und seine Leidenschaft für Kunst spricht, dann mit der Gelassenheit eines Mannes, der alles erreicht hat. Und nun vor der Erfüllung eines großen Traums steht: seine Sammlung abstrakter Kunst mit dem Bau eines europaweit einmaligen Museums in seiner Wahlheimat Wiesbaden öffentlich zu machen.
Das ist auch im Presseclub Wiesbaden so. Kaum ein freier Platz mehr zu finden, das Interesse an dem Sammler und seinem Vorhaben an der Wilhelmstraße 1 ist immens. „Hier gab es ja bereits zwei Anläufe, die nicht ganz so erfolgreich waren“, erinnert Thomas Weichel, der das Projekt für die Stadt betreut und an diesem Abend als gut informierter Moderator fungiert. Er werde immer gefragt: „In was schlittert die Stadt da rein?“ Ernst räumt solche Bedenken aus: „Die Stadt stellt das Grundstück zur Verfügung. Sie zahlt nichts.“
Die Stiftung Reinhard und Sonja Ernst trägt sowohl die auf 60 Millionen Euro geschätzten Baukosten als auch die Unterhaltung des Museums. Nur die 19 Prozent Umsatzsteuer, die schmerzen ihn, sagt Ernst. Das Betriebskostendefizit trage die Stiftung. Es werde für die 99 Jahre auf 250 Millionen Euro veranschlagt, so Weichel, „untere Grenze der Schätzung“:
„Kreative Köpfe braucht man, auch in Unternehmen“
Die Ernst-Stiftung hat in Japan nach dem Tsunami 2011 schon auf eigene Kosten eine Begegnungsstätte gebaut: „Wir haben die Not der Menschen gesehen.“ Der Stadt Eppstein bescherte die Stiftung eine Musikschule für Kinder und Erwachsene. „Ich bin selbst gar nicht so musikinteressiert. Aber ich hatte von elf Abteilungsleitern sieben, die Musik gemacht haben. Solche kreativen Köpfe braucht man, auch in einem Unternehmen.“ Mittlerweile hat er seine beiden Limburger Firmen für Antriebssysteme verkauft, „sonst ginge das jetzt alles nicht“.
Erste Ausstellung widmet sich dem Architekten
Der ehemalige Schirn- und Städel-Direktor Max Hollein habe ihn darauf gebracht: „Warum bauen Sie nicht ein Museum?“ Für seine inzwischen 750 Bilder und 50 bis 60 Skulpturen. Daraus könne er die ersten zehn Jahre Dauerausstellungen bestücken, sagt Ernst, der einräumt, dass er „so jemanden wie Hollein“ gerne als Leiter des lichten, 8700-Quadratmeter-Baus hätte. Aber der Kunst-Stratege ist seit diesem Sommer Leiter des Metropolitan Museum of Art in New York. „Ich sehe ihn dort bald – vielleicht kennt er jemanden.“ Ende 2019 will er auf die Suche gehen, um diesen lukrativen Posten zu besetzen: „Wir müssen uns ja nicht an Tarife halten.“
Im Januar 2019 wird Bauantrag gestellt, August oder Oktober soll der Bau beginnen, „mit heimischen Handwerkern“. Ende 2021 oder Anfang 2022 will er eröffnen. Und womit ist auch schon klar: mit einer Sonderausstellung des Architekten Fumihiko Maki. Der japanische Star-Architekt, ein Freund Reinhard Ernsts, hat weltweit schon 30 Museen gebaut, „das wird sein kleinstes“. Der 90-Jährige sei aber „mit Leib und Seele“ dabei, so Ernst: „Er baut für die Menschen.“ Das ist auch ihm wichtig: „Das wird kein Privatmuseum. Das Erdgeschoss steht jedem frei, keiner muss ins Museum.“