"Radar II" in Darmstadt: Die ironische Kunst der jungen Generation
Das Kunstforum der TU Darmstadt zeigt im Alten Hauptgebäude die Schau "Radar II". Zu sehen sind Arbeiten von Studenten der Kunsthochschulen in Frankfurt, Offenbach und Mainz.
Von Annette Krämer-Alig
Kulturredakteurin Darmstadt
Im Kunstforum der TU Darmstadt im Alten Hauptgebäude ist ab heute die Ausstellung "Radar II" zu sehen. Foto: Andreas Kelm
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DARMSTADT - "Jung - international - interdisziplinär. Drei Eigenschaften, die nicht nur auf unsere Universität zutreffen, sondern auch die neue Ausstellung im Kunstforum der TU Darmstadt passend beschreiben", erklärt TU-Kanzler Manfred Efinger im Katalog zur Ausstellung "Radar II".
Die Schau wird ab heute im Alten Hauptgebäude der Universität gezeigt, sie erhält dann ab 20. März noch einen zweiten Spielort im Atelier Münch und Ruhland an der Frankfurter Straße dazu. Und tatsächlich: Die jungen Künstler Immanuel Birkert, Štepán Brož, Max Brück, Zoé Mahlau, Kevin Michalski, Sóley Ragnarsdóttir, Saya Schulzen und Carla Vollmers bringen mit ihren Installationen und Bildern, aber auch mit musikalischen Performances Frische in den Darmstädter Ausstellungsbetrieb.
Denn als Studierende der Kunsthochschulen in Offenbach, Mainz, Frankfurt und Brno in Tschechien sind sie wirklich jünger als die meisten sonst ausgestellten, etablierten Künstler. Das Kunstforums-Projekt "Radar" bietet zum zweiten Mal nach 2018 die Chance dazu - und wieder lassen sich bemerkenswerte Strömungen ausmachen: Die Arbeiten der Jungen sind ein gekonntes Spiel mit Stimmungen, so scheint es. Man lebt in der Zeit von Smartphone-Wahn, Weltuntergangs-Ängsten und überwältigender Schnelligkeit, hält jedoch mit intelligenter Ironie dagegen.
TERMINE
Radar II" wird im TU-Kunstforum im Alten TU-Hauptgebäude, Hochschulstraße 1, gezeigt. Die Vernissage am Freitag, 31. Januar, beginnt um 18 Uhr. Danach ist die Schau bis 12. April mittwochs bis sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. (aka)
Zwischen Rittertum und Zauberwesen
Am deutlichsten wird das vielleicht in Štepán Brož' exzellent ausgeführten Gemälden, in denen Realitäten unserer Tage, mittelalterliches Rittertum und gespenstische Zauberwesen zu Visionen einer Welt ohne festen Halt, aber mit vielen Stichworten wird. Da schwingt der hintergründige Humor der Romantik genauso mit wie in Immanuel Birkers Vasenobjekt, das zum lebendigen Wesen wird, und der surrealen Szenerie der dazu gehörigen Zeichnung.
Als unergründliche Szenerie zwischen Traum und Endzeit erweist sich auch die Sandwüste, auf die Kevin Michalski einen riesigen, mit Wasserhähnen geschmückten Lattenzaun gestellt hat. Bei ihm könnte es schon vorbei sein mit der Menschheit, die sich in den Materialbildern von Sóley Ragnarsdóttir und den Keramiken von Saya Schulzen noch mit akribisch gestalteter Ästhetik gegen Umweltverschmutzung durch toxische Elemente oder brüchige Familienidyllen zur Wehr setzt.
Ihre Arbeiten hinterfragen, aber sie bleiben. Im Lauf der Schau soll in den Performances von Carla Vollmers und Zoé Mahlau sowie in der Aktionskunst von Max Brück noch das Moment des Vergehens dazu kommen - gut, dass dieses "Radar" eine Welt der Kunst ist.