Kunstmesse „Flux4Art“ betritt Neuland im Westerwald
In einem ehemaligen Nato-Munitionslager erwartet den Besucher bei der „Flux4Art“ ein Querschnitt aus diversen Stilrichtungen. Die Bunkeranlage ist die erste von drei Stationen.
Von Marianne Hoffmann
Zu sehen ist in Montabaur auch diese spektakuläre Jukebox von Annette Hollywood.
(Foto: Ralf Hoedt)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MONTABAUR - Hüfthohe Absperrgitter in Weiß, ein Lichtmast aus einer anderen Zeit, ein gelbes Warnschild und aus der Tiefe glitzert es verführerisch silbern. Das ist das erste Kunstwerk der Ausstellungstrilogie „Flux4Art“, die ihr Debüt im Westerwald im Wald bei Montabaur feiert.
Über den Zaun schaut man in eine tiefe Bodenöffnung, die samt Erde und den freigelegten Versorgungsleitungen und Kanalrohren vollkommen mit einer hochglänzenden, stellenweise etwas abgenutzten Silberschicht ausgekleidet ist. „Shining void“ stammt von Christine Biehler, die dieses drei Meter tiefe Erdloch höchst persönlich ausgehoben hat.
Aber wie kommt man dorthin? Man fährt von Montabaur Richtung Horressen und dann scharf rechts in den Wald, marschiert an dem silbrigen Loch vorbei, bis man zu einem ersten kleinen Bunker kommt. Die „Flux4Art“-Organisatoren um Gabriele Rasch als künstlerische Leiterin, dem Vorstand des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) und dem Ministerium für Kultur in Rheinland-Pfalz sind glücklich, dass das ehemalige Nato-Munitionslager und heutige „b-05 Kunst und Designzentrum“ dem Projekt zur Verfügung gestellt wurde.
DREI TERMINE
„Flux4Art“ im „b-o5 Montabaur“ endet am 31. Oktober. Auf der Homepage www.kunst-kultur-natur-forum.de gibt es eine ausführliche Anfahrtsbeschreibung. Am 20. Oktober wird „Flux4Art“ im Kunstverein Germersheim eröffnet. Am 4. November folgt der letzte Teil der Ausstellung im Museum Boppard. Das ausführliche Programm rund um die Ausstellungen mit Begleitprogramm findet man unter www.flux4art.dex
22 Künstler und Künstlerinnen und zwei Künstlerpaare stellen in insgesamt acht kleinen Bunkern, zwei mittelgroßen und fünf großen Bunkern aus. Für das gesamte Projekt wurden sechzig Künstler verpflichtet. „Flux4Art“ löst die Produzentenmesse „kunst direkt“ ab, die 2017 mit immer weniger Besuchern zum Auslaufmodell wurde.
Eine spannende Mischung aus allen Kunstrichtungen, ausgedrückt in zeitgenössischer Malerei, Installation, Skulpturprojekten und natürlich Video und Fotografie, erwartet die Besucher. Diese kamen zahlreich am Eröffnungstag. Mit weit über hunderttausend Euro hat das Land das Projekt unterstützt, „manpower“ und zahlreiche Sponsoren taten ein Übriges.
Gabriele Rasch ist es gelungen, große Namen nach Montabaur zu bringen, wie Eberhard Bosslet. Der einstige Documenta-Teilnehmer hat, auf die Geschichte der Bunker eingehend, einen großen Haufen Geröll aufgeschichtet und Betonmischer kreuz und quer darauf drapiert. In den Betonmischern sind Bewegungsmelder installiert, die die Mischer rotieren lassen. Katja von Puttkamer ergänzt mit puristischer Malerei, die aufgelassene Betonbauten zum Inhalt haben, und Michael Volkmer setzt die Kuppel des Petersdomes maßstabsgetreu, doch völlig farblos, in den Bunker.
Zwei Drittel der ausstellenden Künstler wurden von einer hochkarätigen Jury ausgewählt, ein Drittel konnte Gabriele Rasch selbst auswählen. Es wurde sehr darauf geachtet, dass die Mischung aus Nachwuchs- und etablierten Künstlern stimmig ist. Die kleineren Bunker zeigen Soloshows, einen Wechsel aus Videoperformance und Musikcollagen.
Markus Walenzyk und Lisa Weber widmen ihre Videos der Natur. Markus Walenzyk drückt immer wieder sein Gesicht in den Lehm, bis sein Gesichtsabdruck perfekt ist. Lisa Weber separiert die Natur, indem sie ein einfaches Blatt Papier hinter einen kleinen Baum hält und so ein eigenes Stilleben schafft. Annette Hollywood kreiert erlebbare deutsche Musikgeschichte mit einer Soundinstallation. Leider scheint der Bus, der eine Nachtfahrt während eines Westwall Symposiums zeigen soll, kaputt zu sein. Die Arbeit von Veldhues und Schumacher war jedenfalls nicht zu sehen.
Künstler aus fünf Nationen sind mit dabei
Doch auch außerhalb der Bunker steht Kunst. Ulrich Schreiber stellt drei Wohnwagen mitten auf einen Waldweg. Doch diese Wohnwagen sind nur Umrisse aus Stahl, „dreidimensionale Zeichnungen im Raum“, so beschreibt Ulrich Schreiber sein Werk. Künstler aus fünf Nationen sind bei „Flux4Art“ dabei, aus der Ukraine, Japan, Großbritannien, Korea und den USA. „Integration,“ sagt Gabriele Rasch, „was die deutsche Nationalmannschaft kann, können wir schon lange.“
Der Start ist geglückt, die Kunstszene Rheinland Pfalz hat Neuland betreten, man darf gespannt sein auf Germersheim und Boppard, wo die „Flux4Art“ endet.