Katzenaffen, Kaffee und Goethes geächtete Geliebte
Die Josef-Beuys-Schülerin Editha Pröbstle zeigt in Mainz ihre Werke. Zu sehen gibt es Hintersinnig-Assoziatives, eine verwirrende Vielfalt und doppelbödige „Spiegelungen“
Von Marianne Hoffmann
Eine Fettecke findet man hier nicht, wohl aber zeigt Editha Pröbstle in Mainz einen mannigfaltigen Querschnitt anderer wundersamer Objekte und Wesen.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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MAINZ - Es hätte ihm gefallen, dem Großmeister der Philosophiebetrachtung in der Kunst, dem Umweltaktivisten und Fettverbrenner Josef Beuys, wenn er in der Mainzer Volksbank am Neubrunnenplatz auf „KUUlus“ gestoßen wäre. Beuys war für jede Wortschöpfung und jeden noch so weit her geholten Kunstansatz dankbar. So auch sicherlich für den Titel der Ausstellung: „Spiegelung der gefächerten Freude“. Editha Pröbstle, Jahrgang 1948, hat nach einem Germanistikstudium in Stuttgart an der berühmten Düsseldorfer Kunstakademie eben bei jenem Josef Beuys studiert, der die zeitgenössische Kunst nachhaltig geprägt hat. Die KUUlus in der Ausstellung in Mainz stellen die drei berühmten Affen dar, „die in jeder Anwaltskanzlei zu finden sind“, sagt Editha Pröbstle.
Die Vollplastiken verzichten allerdings auf die berühmten Gesten, sondern hocken gebeugt um eine Kaffeemühle herum. Die Kaffeemühle und die drei Affen haben nochmal was miteinander zu tun? Die Assoziation gilt den „Kopi Luwak“ aus Indonesien, die eigentlich als Schleichkatzen bekannt sind, aber an Affen erinnern. Sie haben die dicken roten, sehr reifen Kaffeekirschen zum Fressen gerne und scheiden dann die Bohnen wieder aus. Gereinigt, vom Kot befreit, geröstet ist das der teuerste Kaffee der Welt, sagt man.
Dieser Assoziation ist Editha Pröbstle gefolgt. Daneben steht eine weitere Erfindung der Künstlerin; eine Klapprade mit dem Titel „eine bauschige Barockfrau“, außerdem gibt es noch „Goethe, eine unglückliche Beziehung“. Bei den Klappraden handelt es sich um eine dreidimensionale Skulptur, die aus vielen Einzelteilen besteht und deren Hauptfigur mit etlichen Schlitzen versehen ist – und schon ist sie fertig, die Skulptur, die jeder so zusammenstecken kann, wie es ihm gefällt. Und so kann man bei Goethes Geliebter, Christiane Wulpius aus Weimar, die von der Gesellschaft geächtet war, selbst entscheiden, welche Geschichte man sich in die Skulptur baut, wenn man z.B. eine Kaffeekanne in den Arm klemmt, um damit anzudeuten, dass zumindest jemand den Mut hatte, Wulpius aus der Ächtung zu befreien und sie ,symbolisch, versteht sich, an den Kaffeetisch zu holen.
Das alles ist gestaltet wie ein großes Puzzle für Erwachsene. Und wo bitte ist der rote Faden? Beuys bräuchte keinen, Pröbstle eigentlich auch nicht, wären da nicht diese 40 unglaublichen, vielseitigen, verwirrenden, farbvielfältigen, handgedruckten Farbholzschnitte, die Editha Pröbstle letztlich berühmt gemacht haben. Sie finden sich auch auf den Skulpturen wieder.
„Ich habe keine Druckerpresse, alles wird von Hand gewalzt“, erzählt sie. Auffallend dabei sind die unzähligen Bezüge zu Clemens Bretano, der unweit von Editha Pröbstles Atelier in Ehrenbreitstein geboren wurde. Sie bezieht sich in diesen Farbholzschnitten auf Brentanos Italienische Märchen, die „Gockelmärchen „ und natürlich die berühmten „Rheinmärchen“. Beuys hätte seine Freude an dieser unglaublichen Vielfalt gehabt. Der Besucher sollte sich Zeit lassen und vielleicht ein von Pröbstle illustriertes Buch zu Brentano mitnehmen, denn das macht sie ja auch noch.