Das Museum Roßdorf präsentiert eine Doppelausstellung mit Holzschnitten von Esteban Fekete (1924–2009) und dem Darmstädter Uwe Wenzel.
Von Bettina Bergstedt
Das Museum Roßdorf zeigt Bilder von Esteban Fekete und Uwe Wenzel. Ursula Bathon, die Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins Roßdorf, hält hier Wenzels Bild „Junge im Boot“ in Händen, dahinter sind Arbeiten Feketes zu sehen.
(Foto: Dirk Zengel)
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ROSSDORF - Der Hund, der Mensch, das Boot als Themen, dazu die Technik des Holzschnitts und die Farben. In all dem begegnet der Darmstädter Künstler Uwe Wenzel seinem Künstlerkollegen Esteban Fekete (1924–2009), dem Maler, Zeichner und Farbholzschneider mit ungarischen Wurzeln, der fast ein halbes Jahrhundert in Roßdorf-Gundernhausen gelebt hat. Dessen Bilder werden im Museum Roßdorf aufbewahrt und in einer festen Ausstellung präsentiert, wobei über die Jahre bereits die Arbeiten verschiedener Zeichner, Grafiker oder Maler auf Feketes Werk trafen. Uwe Wenzel suchte sich jetzt dafür Bilder aus, für die er eine „spontane Sympathie“ empfand „mit losen Bezügen. Die Farbstimmungen sind etwas Besonderes.“
Verblüffende Nähen
„Eine Begegnung“ heißt die Doppelschau nach einem Fekete-Bildtitel. Dieser Holzschnitt von 1976 zeigt einen Hund, ihm zugewandt einen Mann, zwischen ihnen ein Fahrrad, dahinter Häuser und Berge. Das Bild ist in rot-braun abgefedertes Gelb getaucht, die Figuren befinden sich im Schatten. Stadt und Landschaft, Mensch und Tier: Bei Fekete entwickeln diese Verbindungen eine mythische Kraft. Denn der Hund ist vertrauter Freund, aber im Kern auch wilder Wolf.
Auch in Uwe Wenzels Bildern tauchen Hunde auf, „Stadthunde“, die zwischen parkenden Autos laufen. Doch eine dunkle Silhouette gibt es ebenfalls. Und nicht nur da offenbaren sich erstaunliche Parallelen. Beide Maler machen beispielsweise einen kleinen Kahn zum Zentrum. Auf „Gefährliche Fahrt“ (1987) geht es bei Fekete, ein Mann rudert, eine zweite Person sitzt vorne im Bug, sie hält Ausschau über den nächtlichen Fluss in mächtiger Landschaft. In Wenzels Boot befinden sich mehrere Personen, und am Strand werden sehr viele Menschen zusammen zur mächtigen Masse. Dieser „Cannonball River“ (2019) ist eins der wenigen Acrylbilder zwischen all den Holzschnitten, und er erzählt vom Protest der Sioux-Indianer gegen ein Pipeline-Projekt in North Dakota, das durch den Fluss in ihrem Reservat führen soll.
Bei beiden Künstlern stoßen jeweils Kräfte aufeinander oder treten in Wechselwirkung. Uwe Wenzel geht dabei häufig von Fotografien aus, die sich mit der Verdrängung ursprünglicher Lebenswelten beschäftigen. In der künstlerischen Übertragung verlassen sie ihre konkrete Ebene, Spannung und Atmosphäre aber bleiben. Ein Prozess, der im Bild „Soundscape“ thematisiert wird. Eine Figur steht mit einem großen Parabolspiegel zwischen Bäumen und fängt Schallwellen ein: die Stimmen des Waldes. „Das ist etwas, was man gar nicht malen kann, ein Horchen nach innen. So wie wir es in diesen Pandemiezeiten erleben“, sagt Wenzel dazu.