An der Technischen Universität Darmstadt gibt es einen zweiten Präsentationsort für Kunst. Doch die prächtige Maschinenhalle hat ihre Tücken.
Von Annette Krämer-Alig
Kulturredakteurin Darmstadt
Früher experimentierten in dieser Halle die Maschinenbauer der TU. Ab dem heutigen Freitag zeigt das Kunstforum der Universität dort die Schau „Lebendige Schwerkraft“.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Das Kunstforum der Technischen Universität Darmstadt kann am heutigen Freitag gleich zwei Ausstellungen eröffnen. Denn man hat in der Halle 4 S1/09 zwischen Universitäts- und Landesbibliothek einen zweiten Präsentationsort dazu gewonnen. Dort werden unter dem Motto „Lebendige Schwerkraft“ Plastiken von drei Bildhauern der Jahrgänge 1953 bis 1963 aus dem Freiburger Raum zu sehen sein werden. Am gewohnten Standort im Alten Hauptgebäude an der Hochschulstraße sind dagegen in der Schau „Radar II“ Werke junger Künstler zu erleben, die an den Kunsthochschulen in Frankfurt, Offenbach und Mainz studieren.
Beim Rundgang zeigt TU-Kanzler Manfred Efinger sich begeistert von der Halle 4 S1/09 als neuem Ausstellungsort auf Zeit: Kunst wird dort nur bis zur geplanten Sanierung des gesamten Gebäudetrakts im nächsten Jahr präsentiert. Dabei sind die 450 Quadratmeter dieses langgestreckten, hohen Saals mit seinen großen Fensterflächen sehr schwer zu bespielen, wie schon bei der ersten Schau deutlich wird.
Denn ein „White Cube“, ein Raum, bei dem die Kunst notwendig in den Vordergrund tritt, weil helle, leere Wände optisch fast neutral wirken, ist dieser Saal wahrlich nicht. Als eine der vier Maschinenbauhallen wurde sie 1956 für die damalige Technische Hochschule gebaut. Nun stand er nach dem Umzug des letzten Teils der Maschinenbau-Fakultät auf die Lichtwiese im Jahr 2017 ungenutzt, aber nicht leer da.
TERMINE
Die Ausstellung in der TU-Halle 4 S01/09 Campus Stadtmitte zwischen Universitäts- und Landesbibliothek wird am Freitag, 31. Januar, um 19 Uhr eröffnet. Sie ist bis 13. März mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. (aka)
Die rund 40 gezeigten Plastiken von Manfred Emmeneger-Kanzler, CW Loth und Christiane Messerschmidt müssen sich vielmehr gegen erhaltenes Drumherum behaupten. Vom alten Hallenkran bis zu den Einfach-Büros an der Hallenseite erinnert noch manches an die alte Bestimmung des Raums – und das steht den kleinen bis mittelgroßen Werken aus Stahl, Ton, Holz und Stein nicht nur von der Größe her fast entgegen, sondern auch von ihrem Charakter, der auf Innenraum-Harmonie zielt.
Alle drei Künstler spielen dabei mit Grundelementen abstrakter moderner Skulptur. Christiane Messerschmidt arbeitet in den Schwingungen und Rundungen ihrer Arbeiten aus Marmor, Travertin, Onyx, Porphyr oder Selenit mit dem Widerspruch von Natur und Kunst. Sie bringt den groben Urstoff in feine Form, poliert ihn sogar – und lässt doch jedem Stein seine eigene Struktur. Manfred Emmendinger-Kanzlers Werke aus selbstgebrannten Tonziegeln und Metall loten dagegen geometrisch die Möglichkeiten des Bildhauers gegen die Schwerkraft aus: Bei ihm baut sich die Stufenpyramide vom schmalsten zum breitesten Quadrat hin auf oder bringen schwingende Stahlgestänge, die schräg zwischen Ziegel-Geschosse geschoben wurden, deren Bau fast, aber eben nur fast, zum Einsturz.
CW Loths Holzskulpturen wirken dagegen wie aus jeweils mehreren, verschiebbaren Teilen gebaut. Er zielt auf Formenvielfalt – und lässt damit hintergründig die alte Frage, ob zum Kunstwerk Unveränderlichkeit gehört, scheinbar hinter sich. Aber eben nur scheinbar: Denn tatsächlich ist es immer nur ein einziges Holzstück, das hier durch eine raffinierte Sägetechnik an vielen Stellen parzelliert wirkt und in Bewegung gebracht werden kann. Voneinander lösen lassen sich seine „Teile“ nicht.