Theo Jansens Fotografie einer Hochzeit in Beijing ist Teil der Ausstellung "China Change". Foto: Theo Jansen
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DARMSTADT - "Es bleibt unwirklich wie ein Nebelbild", schreibt Mariana D'Oro zu den eigenen Beijing-Bilder aus dem Jahr 2009: ein Satz über die Weltmetropole, der sich auf die Fotografien der beiden anderen Darmstädter Künstler übertragen lässt, mit denen sie die Ausstellung "China Change" in der Foyer-Galerie des Stadthauses III bestreitet.
Auch die Aufnahmen von Hannelore Anthes und Theo Jansen vermitteln die Neugier der Fremden und die bewusste Annäherung der Fotografen an die Menschen in Chinas Hauptstadt sowie an Charakteristika der Stadt. Und trotzdem kommt auch in ihren Bildern dieser Millionen-Drache als unfassbares Phänomen daher. Beijing bleibt vage, das liest der Betrachter aus ihren Arbeiten.
"China Change" ist Teil der Ausstellungsreihe "intern-extern", bei der Mitglieder der Wixhäuser Kunstfabrik bhf2 eigene Arbeiten gemeinsam mit Werken anderer Künstler präsentieren - in diesem Fall hat sich Mariana D'Oro mit der freiberuflichen Fotografin Anthes und dem zweiten Vorsitzenden des Foto-Clubs-Darmstadt zusammengetan. Sie selbst vertritt die künstlerische Position. Denn ihre Serie "Models of Beijing" sind "Triptychen, in denen die Grenzen verschwimmen", wie D'Oro schreibt. Sie erzählt Bildgeschichten, in dem sie die Fotografien miteinander verschmilzt: Da ist die Geschichte vom Kokon und den Fäden, die zum chinesisch-klassischen Seidenjacket werden, aber da ist auch die Innenstadtsituation, in der die Fotografin den Blick auf den protzig-goldenen Knauf eines Portals lenkt, während die Frau daneben in Unkenntlichkeit und Bedeutungslosigkeit versinkt. Hannelore Anthes und Theo Jansen bringen Reportage in die Schau. In einer kleinformatigen Serie sowie auf Mittelformat vergrößerten Aufnahmen lernt der Betrachter durch Anthes' Schwarzweißbilder der Menschen, der Straßenzüge und des damaligen Hauptverkehrsmittels der Stadt, des Fahrrads, Traditionen und Tristesse des Jahres 1992 kennen: eine Stadt mit zweigeschossigen, alten Häusern, in der die Menschen ihre Schlafmatten morgens zum Lüften vors Haus hängen und zuhauf in die Pedale steigen, beispielsweise um als Schuster auf der Straße zu arbeiten.
Ihr Blick scheint leer - jedenfalls aus europäischer Sicht. Und diese Verlorenheit scheint ein wichtiges verbindendes Glied zu den Bewohnern Beijings unserer Tage. Theo Jansen hat 2010 ihren nivellierenden Internationalismus mit Hochhäusern, Barbie, McDonalds und Verkehrssmog in seiner Serie in das China-Rot der Tradition und der KP getaucht. Die Welt hat sich verändert, menschlicher aber scheint sie nicht geworden.