Im Kunstforum der TU Darmstadt und im Jagdschloss Kranichstein werden derzeit Werke von Emmanuelle Rapin und Angelika Krinzinger gezeigt. Nun ist ein Katalog zur Schau erschienen.
DARMSTADT - Hier treffen Gegensätze aufeinander. Da ist der Fingerhut: Den Gegenstand des Alltags in früheren Zeiten, als Frauen selbstverständlich das Nähen und Sticken lernten, hat die Künstlerin Emmanuelle Rapin vergoldet, und obendrauf einen wohlgeformten Dorn gesetzt – klein, aber fein, spitz und sicher wirksam, wenn er unter die Haut geht. Wer im Kunstforum der TU Darmstadt das kleine Utensil betrachtet, sieht es seitlich zum Fenster stehend vom Licht beleuchtet: strahlendes Gold. Richtet man den Blick dagegen auf die Feinheiten der Oberfläche der großen Fotografie-Wand daneben, verschwimmt dieses dunklere Kunstwerk, die vielen Hände („An Hand“) der zweiten Künstlerin, Angelika Krinzinger. Wie Rapins Arbeiten werden auch ihre Bilder bis 24. Februar in diesem Kunstforum sowie im Museum Jagdschloss Kranichstein in der Ausstellung „Sauvage“ gezeigt.
Spiel von Hell und Dunkel, Schärfe und Unschärfe
An diesem Sonntag wurde der Katalog zur Schau vorgestellt. Im Spiel von Hell und Dunkel, Schärfe und Unschärfe, entfaltet auch in diesem Buch der Fingerhut „The Sleeping Beauty“ als „schlafende Schönheit“ seine mythische Bedeutung. Andere Assoziationsräume öffnen sich beim Betrachten der Hände: Sie erzählen Geschichten. Die Stücke von Rapin lassen an Märchen, an Surrealistisches denken und wecken Irritationen. Diese Zwiespälte fangen die Aufnahmen des Katalogs ein, durch Schärfe und Unschärfe, durch Nähe und Ferne. „Das Detail steht dem Ganzen gegenüber“, sagt der Darmstädter Fotograf Albrecht Haag, der die Objekte fotografiert hat. So gehen seine Bilder bis in den Schliff der Schmucksteine und in die natürlichen Risse des Holzes hinein. Die Aufnahme des gesamten Objekts auf schwarzer Bluse zeigt sich im harten Kontrast zur weißen Wand.
Angelika Krinzinger, die als Kind von den alten meisterhaften Gemälden durch die toten Blicke der Herrscher abgeschreckt war, fand später das Leben in den Händen der Porträtierten und fotografierte sie. „An Hand“ zeigt 36 dieser Hände, von zierlichen Borten bekränzt, mit Ringen geschmückt, ein Tuch oder einen Dolch haltend. Hier treffen sich die beiden Künstlerinnen in der Materialität: Federn, Pelze, Stoffe, Perlen, Haare, und verweisen auf das Zusammenspiel von neuer Kunst und Kulturhistorischem, was sich in der harmonischen Farb- und Gesamtgestaltung des Katalogs widerspiegelt.
Neben den Fotografien sind darin Texte über beide Künstlerinnen von Julia Reichelt, Ausstellungskuratorin und Leiterin des Kunstforums sowie von Onno Faller, Direktorin des Museums Jagdhof Kranichstein nachzulesen. André Hirtz und Julia Hellermann haben den Aufbau und die Ausstellungseröffnung fotografisch festgehalten.