Erst am 10. Mai wird im Darmstädter Landesmuseum die Ausstellung "Alltagstauglich!" eröffnet. Doch schon heute wird am Aufbau dieser Präsentation historischen Schmucks gearbeitet.
Von Annette Krämer-Alig
Kulturredakteurin Darmstadt
Depotverwalterin Katrin Willemelis arbeitet hier an einer Tischvitrine der Schau "Alltagstauglich!" im Darmstädter Landesmuseum: Ein Großteil der Architekturen dieser Ausstellung stammt aus den Werkstätten des Hauses. Bild: Guido Schiek
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DARMSTADT - Wie viele Schrauben waren wohl nötig für den Bau der Möbel, die die Architektur der kommenden Schau "Alltagstauglich!" im Darmstädter Landesmuseum bestimmen? Kurator Wolfgang Glüber, seine Co-Kuratorin Kristine Siebert und Depotverwalterin Katrin Willemelis kommen am Montag beim Besuch im Ausstellungssaal bei einer Überschlagsrechnung auf rund 1500: eine stattliche Zahl.
Es sind noch knapp vier Wochen bis zur Eröffnung der Präsentation, in der 450 Schmuckstücke der Jahre von etwa 1900 bis 1930 aus der Sammlung Ratz-Coradazzi gezeigt werden sollen, doch acht Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen des Hauses sind bereits ziemlich mit dem Aufbau beschäftigt. Die 17 recht massiven, stahlblauen Vitrinentische mit ihren ganz unterschiedlichen Maßen von ein Mal ein Meter bis vier Mal ein Meter, die dem Saal den Anschein eines vornehmen Juwelierladens der Jahre 1900 bis 1930 geben sollen, wurden bereits im Raum verteilt, und Willimelis ist gerade mit der Bohrmaschine dabei, erste Aufbauten auf diesen Tischflächen anzubringen. Darauf sollen die Schmuckstücke dann schräg liegend gezeigt werden.
Nur zwei der Tische tragen probeweise bereits eine Plexiglashaube. Diese Hauben wurden außer Haus für die Schau gefertigt - "einige hatten wir aber noch", wie Glüber sagt. Wann immer Ausstellungsausstattung sich sinnvoll wiederverwenden lasse, geschehe dies auch im Landesmuseum.
DIE SERIE
Im Darmstädter Landesmuseum wird derzeit die Schmuck-Ausstellung "Alltagstauglich!" vorbereitet, in der ab Freitag, 10. Mai, Schmuck von Jugendstil bis Art déco zu sehen ist. Wir begleiten die Vorbereitungen zur Schau mit mehreren Beiträgen. Heute geht es um die Schreinerarbeiten für den Vitrinenbau. (red)
Das beste Beispiel für diesen ressourcenschonenden Sparwillen dürfte mit der imposanten abnehmbaren Stahlkonstruktion zum Anbringen der Ausstellungsbeleuchtung schon wieder unter der Decke des Säulensaals hängen. Eigens für diese Schau in der Schreinerwerkstatt des Museums entstanden sind dagegen die blauen Präsentationstische, die ihr spätklassizistischer Stil zu Hinguckern macht. "Unser Hausschreiner Frank Gerndt hat seit Januar daran gebaut. Die gedrechselten Beine aus dem Handel wurden dabei erhöht, damit das Ganze auf richtige Blickhöhe kommt, wenn die Besucher sich den Schmuck anschauen", erklärt der Kurator.
Wo die jeweils fertigen Tische im Landesmuseums-Werkstattbereich zwischengelagert werden könnten, sei die bislang letzte Herausforderung dieser Ausstellungsarchitektur gewesen. Die erste habe sich den Kustoden angesichts der schieren Menge der Exponate schon mit der Idee zur Schau gestellt: Wie lassen diese sich attraktiv und vor allem mit Erkenntnisgewinn für die Besucher präsentieren? "Wir hatten auch die Idee, eine Zeitschiene von 1900 bis 1930 zu gestalten. Tatsächlich entstanden ist nun aber passend zum Schmuck dieser ,Laden', dem wir mit einigen Sesseln der Zeit aus unserem Bestand noch zusätzliches Ambiente geben wollen. In den Vitrinen wollen wir die Exponate dann thematisch ordnen."
Geklärt werden musste dazu die Frage gut lesbarer Beschriftungen: "Wir wollten keine Nummern neben die Exponate kleben." Stattdessen hat Uwe Fischer von der Hausdruckerei des Museums - der für dieses Layout ebenso verantwortlich ist wie für die Wandfahnen zur Schau - ein Rasterformat entwickelt, das Objekte und Beschriftung einander klar zuordnet. Wer noch mehr lesen möchte, erhält dazu wieder an drei Medienstelen aus dem technischen Bestand des Hauses die Gelegenheit. Eine externe Firma wird hier den von Kuratorin Kristine Siebert ausgesuchten Texten und Bildern Touchscreen-Qualitäten verleihen.