Ausstellung der Internationalen Tage von Boehringer Ingelheim im Kunstforum Altes Rathaus öffnet am Sonntag.
Mit „Mensch! Skulptur“ ist die aktuelle Ausstellung der Internationalen Tage von Boehringer Ingelheim überschrieben. Es ist das erste Mal, dass ausschließlich Werke von Bildhauern gezeigt werden.
Von Helena Sender-Petry
Reporterin Bad Kreuznach
Ein Raum im Kunstforum Ingelheim ist ganz dem Tanz gewidmet. Im Vordergrund eine Skulptur von Georg Kolbe.
(Foto: Thomas Schmidt)
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INGELHEIM - Alles schwebt, balanciert, posiert, reckt und streckt sich. Wie choreografiert verteilen sich die weißen Podeste im Raum, auf denen die Skulpturen dem Betrachter scheinbar entgegen tanzen. Alles ist in Bewegung. Und wenn sich das Licht auf den glatten, dann wieder groben Oberflächen der Figuren bricht, entlockt es den Werken aus Marmor und Bronze selbst feinste Nuancen. 61 Werke bedeutender Bildhauer, das Gros Vertreter der Klassischen Moderne, bespielen das Alte Rathaus, das sich nun auch „Kunstforum Ingelheim“ nennt. Alle Räume definieren sich mit den Kunstwerken – diesem Konzept folgt die Ausstellung „Mensch! Skulptur“ der Internationalen Tage von Boehringer Ingelheim (IT) konsequent.
Es ist wie nach Hause kommen für die Ausstellungsmacher, denn drei Jahre dauerte es, bis das historische Gebäude saniert, erweitert und umgebaut war. Die Idee der Motivgruppen – Tanz, Köpfe, Hände, Liegende, Stehende – bietet dem Betrachter die Möglichkeit, Entwicklungen in der Kunst vom späten 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nachzuvollziehen. Gestik und Mimik der Skulpturen, wie verschieden sie sich bewegen, wohin sie schreiten und warum Aristide Maillols kauernde Frau so ganz anders wirkt als das gleiche Sujet des großartigen Georg Kolbe: Es ist der direkte Vergleich, der so spannend und anregend ist. Der Betrachter muss nur ganz genau hinschauen und sollte versuchen, diesen nonverbalen Dialog zu entschlüsseln. Es lohnt sich allemal.
Ganz wunderbar und irgendwie anrührend sind die „Hände“ von Auguste Rodin, der mehrfach und in den verschiedenen Motivgruppen in Ingelheim präsent ist. Diese zarten, feingliedrigen Finger, die sich mal verschämt übereinander schieben oder keck spreizen, sind so lebendig, dass der Atem stockt. Was für ein Unterschied zu seiner üppigen „Eva“, die verschämt ihren Kopf zur Seite dreht. Das Spiel mit den Proportionen ist eine Konstante dieser Schau, der es zudem gelingt, die Architektur des Ausstellungsorts zum integralen Bestandteil der künstlerischen Gesamtkonzeption zu machen. Keine Platten verdunkeln die Fenster, einzig ein weißer, durchsichtiger Stoff filtert das Tageslicht, das mit und für die Skulpturen arbeitet. Es ist übrigens das erste Mal, dass die IT ausschließlich das Œuvre von Bildhauern präsentieren. Zahlreiche Museen und private Leihgeber haben die Figuren, Torsi oder Köpfe zur Verfügung gestellt. Nicht nur Alexander Archipenko, Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Wilhelm Lehmbruck, Henri Moore oder Rudolf Belling sind vertreten (siehe Infokasten). Auch Künstler wie Edgar Degas oder Max Beckmann, beide wesentlich bekannter als Maler oder Grafiker, rücken als Bildhauer in den Fokus. Ein Ausflug nach Ingelheim ist fast schon ein Muss – weil sich Meisterwerke in einem beeindruckenden Gebäude inszenieren, das den Namen Kunstforum verdient.
GEÖFFNET
Die Ausstellung ist von Sonntag, 12. August bis Sonntag, 21. Oktober im Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus zu sehen.
Die Künstler: Alexander Archipenko, Max Beckmann, Rudolf Belling, Edgar Degas, Alberto Giacomette, Georg Kolbe, Henri Laurens, Wilhelm Lehmbruck, Aristide Maillol, Henry Moore, Pablo Picasso und Auguste Rodin.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 11 bis 19 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 11 bis 18 Uhr.