Freitag,
06.05.2016 - 00:00
2 min
Harmonie mit Krallenhieben
Von silvia Adler
DARMSTADT - Vollendete Harmonie mit Krallenhieben: Das Piano-Duo Takahashi/Lehmann hat in der Darmstädter Akademie für Tonkunst vierhändige Werke von Bach, Brahms und Zimmermann gespielt.
Norie Takahashi und Björn Lehmann kennen sich seit ihrem Studium in Berlin. 2009 gründeten sie das Klavierduo Takaha-shi/Lehmann. In Darmstadt sind sie durch zahlreiche Soloauftritte an der Akademie für Tonkunst bestens bekannt.
Die beiden Künstler sind ein ungleiches Paar, schon rein äußerlich: sie elegant und filigran, die Verkörperung japanischer Noblesse pur, er massig-robust und ein Kraftpaket voll ungestümer Energie. Doch wenn sie sich gemeinsam an die Tasten setzen, herrscht verblüffender Gleichklang. Unter dem Titel „Musik über Musik“ spielte das Duo am Dienstag in der Akademie für Tonkunst, wo Lehmann vor seiner Berufung als Klavierprofessor nach Berlin unterrichtet hat, Werke von Bach, Brahms und Zimmermann in unterschiedlicher Bearbeitung für vier Hände.
Äußerst harmonisch wirkte das Zusammenspiel in den von György Kurtág bearbeiteten Choralvorspielen von Bach. Ob es die Betonung der kantablen Momente betraf, das Ausloten von Tiefenstrukturen oder das Hörbarmachen des Transzendenten: Takahashi und Lehmann näherten sich dem Barockmeister in tiefer intellektueller Übereinstimmung. Wichtigstes Kriterium ihrer Bachinterpretation schien dabei die vollendete Balance. Innig ließen sie die Stimmen miteinander verschmelzen und bewahrten doch die nötige Transparenz. Wirkungsvoll brachten sie die Farbpalette zum Leuchten und verliehen der Musik zugleich eine berührende Schlichtheit.
Voller Agilität und vitaler Frische steckte die Interpretation von Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 5 in G-Dur BWV 1050, das die Musiker tänzerisch-virtuos, mit prägnanter Sorgfalt bei der Ausgestaltung der Verzierungen, über die Tasten perlen ließ. Auch härtere musikalische Brocken, wie die „Monologe“ für zwei Klaviere von Bernd Alois Zimmermann durchdrang das Duo mit der gleichen Präzision und Tiefenschärfe.
Klangliche Finesse und feuriges Temperament
Auch wenn die beiden Klaviere mitunter mit Peitschenschlägen und Krallenhieben gegeneinander anzukämpfen schienen, erklangen die in unterschiedlichen Temposchichten verankerten Zitate von Bach, Messiaen, Mozart und Debussy doch mit kristalliner Eleganz. Klangliche Finesse und feuriges Temperament verbanden sich in der Interpretation von Brahms’ „Variationen über ein Thema von Joseph Haydn“ und den vier zum Konzertabschluss dargebotenen „Ungarischen Tänzen“, in denen das Duo mit raffiniert gestalteten Rubati und auf den Punkt gezündeten musikalischen Höhepunkten glänzte.