Mut braucht keine Magie: Theater Lakritz führt eine englische Fassung des Stücks auf.
Von Lale Artun
Diese Puppe hat magische Kräfte – so verspricht es jedenfalls der Voodoo-Magier (Björn Lehn) in „Buttonface“.
(Foto: Anna Lehn)
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DARMSTADT - Als furchtlose Angelique wird sie dem Publikum zunächst vorgestellt. Als eine, der’s weder bei Donnergrollen noch bei Dunkelheit graut. Doch Angelique, die als kleines Mädchen in New Orleans lebt, hat dann doch vor etwas gewaltige Angst, und das ist Mardi Gras, der „fette Dienstag“, an dem in New Orleans traditionell ein wildes Fest rund um die Karnevalsumzüge gefeiert wird. Angelique graut es vor den bunten Masken, vor den bemalten Gesichtern und den Feuerwerken. Und, so stellt sich immer deutlicher heraus: Angelique graut es noch vor einigem mehr.
Tatsächlich kämpft das Mädchen jeden Tag aufs Neue mit ihrer Angst. Als ihr aber eines Nachts ein düsterer Voodoo-Geist eine schon reichlich mitgenommene Stoffpuppe mit angeblich magischen Kräften schenkt, die sie vor aller Angst bewahren könne, scheinen Angeliques Probleme zunächst gelöst.
Die Geschichte von der kleinen Angelique, die in der bunten, etwas exzentrischen und teils mystischen Umgebung von New Orleans mit ihren Ängsten kämpft, ist nicht neu für das Kinder- und Erzähltheater „Lakritz“ aus Darmstadt. Unter dem Titel „Klotzkopf“ führt die Gruppe das Stück nach einem Buch des Autors Benjamin Ting bereits seit Längerem auf. Nun kommt es erneut und anders auf die Bühne im Theater Mollerhaus. „Buttonhead“ wurde für die Neuauflage ins Englische übersetzt, inhaltlich etwas gerafft und musikalisch unterlegt. Richtete sich das deutsche Stück noch an ein Publikum zwischen acht und zwölf Jahren, so ist das englischsprachige Theater nun für gleichaltrige Muttersprachler sowie Englischkurse ab der 7. Klasse gedacht.
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„Buttonface“ steht erst am 29. Oktober wieder auf dem Spielplan im Theater Mollerhaus, die Vorstellungen beginnen um 9 und 11 Uhr. www.theatermollerhaus.de.
„Wir hatten den Wunsch, etwas für ein älteres Zielpublikum zu machen“, erzählt Regisseurin Julia Lehn. „Die Themen Angst, Angstbewältigung und so weiter, um die es ja im „Klotzkopf“ geht, fanden wir nach wie vor spannend und auch für ältere Altersklassen passend.“ Daraus habe sich die Idee entwickelt, das Stück in englischer Sprache umzusetzen und somit für ein älteres Publikum ansprechend zu gestalten. In nur zwei Wochen sei die Übertragung gelungen, unter anderem mit einem Sprachcoach für den Schauspieler Björn Lehn.
Dessen Darstellung ist beeindruckend – und wo er dann doch mal über die fremde Sprache stolpert, nimmt er es gelassen. Mithilfe einer improvisierten Handpuppe, wechselnder, spärlicher Kostümierung und einem angedeuteten Bühnenbild (Anna Lehn und Nadja Klinge) schlüpft Lehn im Laufe des Ein-Mann-Stücks mühelos in die unterschiedlichsten Rollen: Überzeugend gibt er den zwielichtigen Voodoo-Geist, nicht weniger glaubhaft macht er immer wieder mit nur wenigen Gesten und eindringlicher Mimik die furchtbare Angst der kleinen Angelique deutlich, kurz bevor es dann doch wieder etwas zu Lachen gibt. Nicht unerheblich trägt auch Wolfgang Vetter an Klavier und Synthesizer zu den eindrücklichen Stimmungsbildern bei. Zu guter Letzt wird wunderbar deutlich: Um wirklich mutig zu sein, braucht es gar keine Magie. Und manchmal ist sie gar nichts Schlimmes, diese Angst.