Piotr Pawlak aus Polen gewinnt den elften Internationalen Chopin-Wettbewerb in Darmstadt
Von Silvia Adler
Als Spezialist für die Musik seines Landsmanns gewann Piotr Pawlak (19) aus Polen den Chopin-Wettbewerb. In der Orangerie nahm er von Stadträtin Doris Fröhlich den mit 10 000 Euro dotierten Hauptpreis der Stadt Darmstadt entgegen. Foto: Sascha Lotz
( Foto: Sascha Lotz)
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DARMSTADT - In der vollbesetzten Orangerie fand der elfte Internationale Chopin-Klavierwettbewerb mit dem Preisträgerkonzert am Montagabend einen stürmisch gefeierten Abschluss.
Nachdem in den ersten beiden Wettbewerbsetappen die Klaviersolowerke auf dem Programm gestanden hatten, mussten sich die Finalisten am vergangenen Wochenende in Chopins Cellowerken und den Klavierkonzerten beweisen. Ein spannendes Unterfangen, bei dem die nach den ersten beiden Runden bestehende inoffizielle Rangfolge noch einmal kräftig durcheinandergeschüttelt wurde. Als Prüfstein erwies sich für viele Kandidaten das mit Orchester aufgeführte e-Moll-Klavierkonzert, das den Finalisten ein hohes Maß an Professionalität abverlangte.
Das Rennen machte schließlich der neunzehnjährige Piotr Pawlak aus Polen, der nicht nur den ersten Preis des Klavierwettbewerbs, sondern auch den Improvisationspreis gewann. Beim Preisträgerkonzert eroberte der charismatische junge Pianist das Publikum mit einer unwiderstehlichen Mischung aus musikalischer Reife und jugendlicher Natürlichkeit. Wunderbar nuanciert klangen die Préludes aus op. 28. Klar und kultiviert in Anschlag und Phrasierung entwickelte Pawlaks hellhöriges Spiel einen poetischen Tiefgang, der die innere Dramatik der Préludes auf berührende Weise hervortreten ließ. Wie gemeißelt wirkten die musikalischen Konturen in ihrer gedanklichen Klarheit, gleichzeitig bestach die Interpretation durch ihre fließende Geschmeidigkeit.
Zwischen Pathos und Elastizität
Feuriges Pathos mit körperlicher Durchlässigkeit und Elastizität verband der Pianist in der berühmten As-Dur-Polonaise op. 53. Im drängenden Sturmlauf der Musik blieb die Klangschönheit jeder einzelnen Phrase gewahrt; jeder Ton erhielt das ihm gebührende Gewicht.
DIE PREISTRÄGER IM ÜBERBLICK
Fast fünfzig Kandidaten konkurrierten beim elften Internationalen Chopin-Wettbewerb um Preisgelder von rund 30 000 Euro. Zum Sieger kürte die von Kevin Kenner geleitete Jury den Polen Piotr Pawlak. Auf den weiteren Plätzen folgen Katarzyna Golofit, Yeon-Min Park, Michal Szymanowski, Nagino Maruyama und Misora Ozaki. Zusatzpreise gingen an Xin Luo, den siebten Finalisten, und Joanna Goranko als beste polnische Nicht-Hauptpreisträgerin. Mit dem Kammermusikpreis wurde Yeon-Min Park ausgezeichnet, mit dem Mazurken-Preis Michal Szymanowski. Der erstmals vergebene Improvisationspreis ging an Angelo-Thomas Curuti und Piotr Pawlak. (job)
Feines Gespür für das Poetische zeigte auch die zweitplatzierte, ebenfalls aus Polen stammende Pianistin Katarzyna Golofit, die in ihrer Interpretation des Nocturnes H-Dur op. 62 Nr. 1, den lyrischen Gehalt jeder Note herausdestillierte, was der Musik großen Farbenreichtum entlockte, sie mitunter allerdings etwas überparfümiert erscheinen ließ.
Eine stupende Kostprobe ihrer Kunst gab die dritte Preisträgerin und Gewinnerin des Kammermusikpreises, Yeon-Min Park aus Korea, die an der Seite des Cellisten Romain Garioud eine fulminante Interpretation von Chopins „Grand Duo Concertant“ lieferte. Der Mazurken-Preis ging an den Viertplatzierten, Michal Szymanowski, der den zwischen launigem Auftrumpfen und traumverlorener Melancholie schwebenden Charakter von Chopins Mazurken subtil einfing.
Den fünfte Preis erhielt die Japanerin Nagino Maruyama; den sechsten Preis errang die ebenfalls aus Japan stammende Pianistin Misora Ozaki.