Wo geht’s zur Heimat?
DARMSTADT - Auf Einladung des Fördervereins Jazz stellte am Freitag die Berliner Saxofonistin und Komponistin Kathrin Lemke mit neuem Quartett ihr Projekt „My Personal Heimat“ im Gewölbekeller unterm Jazzinstitut vor.
Dieser Darmstädter Auftritt ist eine Art Zwischenbilanz der 1971 in Heidelberg geborenen Kathrin Lemke. Meilensteine aus Kindheit und Jugend, wie Erinnerungen an Landschaften oder Musik der Siebziger Jahre werden neu aufpoliert und verfremdet. So unterschiedliche Kompositionen wie die Schmonzette „Bolle“, der Blues „The House Of The Rising Sun“ oder Mendelssohn Bartholdys „Abschied vom Walde“ werden so zu spannenden Miniaturen verdichtet, in denen das Jazz-Element Improvisation eine wichtige Rolle spielt. Hier hat Kathrin Lemke mit dem Pianisten Niko Meinhold, dem Kontrabassisten Adam Pultz Melbye und dem Schlagzeuger Michael Griener die idealen Mitspieler gefunden.
Es ist faszinierend zu beobachten, mit welcher Spielfreude und Leidenschaft jeder seinen Beitrag leistet. Im Zusammenwirken entstehen komplexe Strukturen, die sowohl verblüffen oder zum mitwippen verleiten. Am Ende steht der Heimatbegriff wieder neu getrübt im Mittelpunkt und entzieht sich weiterhin einer exakten Definition.
Das Herz in Heidelberg verloren
Die Wahl-Berlinerin Lemke hat ihre individuelle Heimat gefunden, und es scheint, dass ihr Geburtsort im Lied „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ besonderes Gewicht trägt. Eröffnet hatte Lemke das gut besuchte Konzert mit einer gerade fertiggestellten Neukomposition. Ob in dem noch titellosen Werk der Stadtteil Bessungen zu Ehren kommen wird?