Dienstag,
03.12.2019 - 03:00
2 min
Wiesbaden damals und heute: Zeitreise mit historischen Fotos

Von Birgitta Lamparth
Redakteurin Kultur/Politik/Wirtschaft Wiesbaden

Die Faulbrunnenstraße links im Jahr 1964, rechts im Oktober 2017. (Fotos: Stadtarchiv/Thomas Kämpf)
WIESBADEN - Das kennt man ja von Hitchcock: Der große Krimi-Regisseur lief in seinen Filmen immer mal gerne selbst durchs Bild. Als persönliche Note, sozusagen. Bei Thomas Kämpf ist das auch so: In seinem nostalgischen Band „Wiesbaden. Historische Ansichten der 1920er bis 1970er Jahre – und heute“ gibt es auch Motive, die ihn selbst zeigen. Und das mit einem Augenzwinkern: Da sitzt er 1973 im Kinderwagen auf dem Parkplatz des Möbelhauses Mann Mobilia. Und 45 Jahre später posiert er an der gleichen Stelle – in einem Einkaufswagen.
Damit ist das Prinzip seines Bandes schon umrissen: Historischen Aufnahmen stellt Kämpf seine aktuellen Fotos vom gleichen Schauplatz gegenüber. Mit interessanten Ergebnissen. Stadt- und Baugeschichte Wiesbadens werden zusammen beleuchtet.
„Ich bin Georg Habs vom Stadtarchiv für die Kooperation sehr dankbar“, sagt Kämpf: Rund 75 Prozent der historischen Bilder stammen von dort. Die restlichen habe er über viele private Quellen erhalten. Der Bauingenieur, der als Verkehrsplaner bei Hessen Mobil tätig ist, kam Anfang der 2000er Jahre nach Wiesbaden. Seiner Geburtsstadt Hofheim hat er bereits zwei Bände dieser Gegenüberstellungen von alt und neu gewidmet. „Fotografieren ist schon immer ein Hobby von mir“, erzählt er. Anhand des Vor-Bildes und der Fluchten könne man meistens die Position nachstellen. So ist auch er auf die Marktkirche gestiegen, um hier Luftbilder zu schießen. Allerdings konnte er manchmal nicht die exakte Perspektive wählen: „Die alten Fotos sind wohl von einem Gerüst aus entstanden.“ Insgesamt habe sich vor allem in der Fußgängerzone viel verändert. Hier sei der Umbruch extrem – beispielsweise beim heutigen Karstadt von der Neugasse aus gesehen. Dort stand einst das Gebäude der Feuerwehr. „Aber manches bleibt auch seit 70 Jahren gleich“, sagt er – vor allem mit Bauten wie dem Staatstheater. Aber auch die Natur verändert den Blickwinkel: In diesem Zeitraum sind Bäume viel höher gewachsen, sodass zum Beispiel der Blick auf Klarenthal nicht mehr so frei ist wie Ende der 60er Jahre. Bei anderen Aufnahmen werden viele ältere Wiesbadener seufzend Geschäfte wiedererkennen, die heute Geschichte sind: Poulet an der Ecke Marktstraße/Langgasse, die Puppenklinik in der Faulbrunnenstraße, das ehemalige Café Blum aus den 50er Jahren.
Und auch Oldtimer-Liebhaber kommen auf ihre Kosten: Auf den alten Bildern gibt es natürlich viele Klassiker – zum Beispiel auf einer Aufnahme des Parkplatzes vor dem Theater von 1953.
Trotz des „stürmischen städtebaulichen Wandels in Wiesbaden seit Beginn des 19. Jahrhunderts“ sei Altes neben Neuem erhalten, ist Georg Habs in der Einleitung zitiert: „Foto-Strecken helfen, diese durchgreifenden Prozesse zu veranschaulichen.“
DER BAND
Thomas Kämpf: „Wiesbaden. Historische Fotografien. Wiesbadener Ansichten der 1920 bis 1970er Jahre und heute – gegenübergestellt im Bild“ umfasst 150 Seiten mit jeweils einem Foto-Paar. Zahlreiche der historischen Bilder stammen aus dem Bestand des Wiesbadener Stadtarchivs.
Erhältlich ist er in den Buchhandlungen Vaternahm, Angermann und Hugendubel und kostet 30 Euro.
Erhältlich ist er in den Buchhandlungen Vaternahm, Angermann und Hugendubel und kostet 30 Euro.