Gefühle in komprimierter Form rüberbringen – der Wiesbadener Filmemacher Constantin Müller
„Mia und die Eule“ heißt Constantin Müllers Kurzfilm, in dem es um ein Mädchen geht, das eine Eule sucht, um mit ihrer an Krebs gestorbenen Schwester in Kontakt zu treten.
Von Anja Baumgart-Pietsch
Kameramann Markus Ott beim Dreh.
(Foto: larsbrauer.eu)
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WIESBADEN - Constantin Müller ist seit einigen Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter im Kinderhospiz Bärenherz. Als junger Mann ist er dort ein „seltenes Exemplar“ und daher sehr gefragt – das Gros der Ehrenamtlichen sind ältere Damen. Der Wiesbadener Filmemacher kümmert sich unter anderem auch um die Geschwister der kranken oder verstorbenen Kinder. Ihre Gefühle kommen im Alltag oft zu kurz. Auf einer Freizeit zeigte ihm ein Mädchen ein Fotoalbum mit Bildern ihrer verstorbenen Schwester. Dazu hatte sie Eulenbilder geklebt, denn die Eulen „passen jetzt auf meine Schwester auf“, glaubte die Kleine. Da hatte Müller die Idee für den Film „Mia und die Eule“, seinen Abschlussfilm für die Hochschule Mainz, gefunden.
Ehrenamtlicher Mitarbeiter im Kinderhospiz Bärenherz
Der in Trebur geborene leidenschaftliche Filmer absolvierte zunächst eine Ausbildung als Mediengestalter beim ZDF. Danach schuf er sich mit einem Kamera- und Equipmentverleih das nötige wirtschaftliche Standbein und studierte zunächst „Zeitbasierte Medien“, jetzt auch noch Marketing. Seine Passion ist das filmische Geschichtenerzählen. Er drehte bereits einige Werbefilme und Kurzfilme, unter anderem beispielsweise zum Thema Alzheimer.
Gefühle in komprimierter Form stark rüberzubringen, ist sein Ziel. Der in der Branche gut vernetzte Technikexperte merkte aber schon früh, dass er noch etwas anderes tun wollte. „Ich habe dann einfach mal bei Bärenherz angerufen.“ Das dort angebotene Ehrenamt konnte er erst nach einer mehrmonatigen Ausbildung antreten. Dabei ging es sehr stark um Selbstreflexion. „Wir mussten zum Beispiel einen Brief verfassen, den wir schreiben würden, wenn wir wüssten, dass wir in einer Stunde sterben.“ Das ging dem jungen Mann nahe, der aber fest entschlossen war, dabeizubleiben.
Ein gutes Zeitmanagement ist nötig, um Ehrenamt, Filmarbeit, Technikfirma und natürlich auch noch das Privatleben miteinander zu verknüpfen. Das schafft Constantin Müller mit Leidenschaft und Energie. Für „Mia und die Eule“, „mein Herzensprojekt“, hat er sich richtig ins Zeug gelegt und Sponsoren gesucht. Seine rund 80-köpfige Crew arbeitete ehrenamtlich. „Das wäre sonst gar nicht möglich gewesen.“ Der junge Regisseur bescheinigt sich selbst einen gewissen Perfektionismus. Das fing schon bei der Suche nach dem Drehort an. Der wurde im Hunsrück gefunden. Ein leer stehendes Haus wurde komplett umgemodelt, „wir sind auch mit einem Jäger im Wald unterwegs gewesen, bis wir die richtige Waldlichtung gefunden hatten“. Auch einen Tiertrainer samt mehrerer Eulen engagierte er.
Zoe Lara Löhmann von der Wiesbadener Schauspielschule „Scaramouche“ „ein absoluter Glückstreffer“, spielt die Hauptrolle – Mia, die für ihre tote Schwester eine Eule sucht, die ihr eine Botschaft bringen soll. Zoes ausdrucksstarkes, sommersprossiges Gesicht kennt man schon aus mehreren Filmen. Wolfgang Packhäuser, bekannt vom Staatstheater, spielt einen alten Jäger. Mit der Produktionsfirma „Kontrastfilm“ und dem Kameramann Markus Ott wurde der Film gedreht. „Mia und die Eule“ wurde schon auf diversen Festivals preisgekrönt. Einen pädagogischen Einsatz des Films kann sich Konstantin Müller gut vorstellen, aber das Ziel, international in der Kurzfilmszene zu reüssieren, hat er bereits erreicht. In Italien, den USA, Indien war der Film schon zu sehen.