Disney bringt nun auch den Klassiker mit der royalen Großkatze Simba als fotorealistischen Computertrickfilm heraus.
Von Stefan Benz
Kulturredaktion Darmstadt
Mufasa zeigt seinem Sohn Simba das Königreich der Tiere.Foto: Disney Enterprises/dpa
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Vor 25 Jahren war das Disney-Studio mit seinen Trickfilmen auf einem Höhepunkt seiner Erzählkunst: Betalöwe stürzt Alphatier mithilfe hungriger Hyänen, vertreibt den Welpenprinzen, bis das Jungtier als Herausforderer die alte Ordnung wieder herstellen kann. "The Lion King" setzte als Königsdrama von shakespeareschem Zuschnitt erzählerisch, aber auch in der Verbindung von klassischem Zeichentrick und Computeranimation Maßstäbe.
Nun nimmt Disney in einer ganzen Reihe von Remakes also auch diesen Klassiker noch mal dran. Technisch sind sie dabei auch jetzt wieder ganz vorne dabei. Aber besser kann's ja eigentlich nicht werden. Warum machen sie es dann? Weil sie es können. Ist schön, aber irgendwie auch schnöde. Haare und Federn aus Disneys Tierleben sorgen für die perfekte Illusion, allein spritzendem Wasser sieht man bisweilen an, dass es nicht aus H2O, sondern aus Bits und Bytes besteht.
Noch putziger als im Original
Regisseur Jon Favreau, der schon 2016 "Das Dschungelbuch" kongenial in eine durchdigitalisierte Fabel übersetzt hat, malt nun also auch diesen Hamlet der Savanne vorlagengetreu fotorealistisch aus. Hier soll offensichtlich alles noch putziger und noch bestialischer erscheinen, die Natur noch atemberaubender, die Dramatik noch packender. Vor allem aber ist dieser Film ob seiner verblüffenden Detailfreude noch länger. Anderthalb Stunden dauerte das Original, zwei Stunden das Remake, das nun wie die Musicalfassung einer Heinz-Sielmann-Dokumentation daherkommt. Die Verwandlung der Figuren in wilde Tiere ist dabei derart überzeugend, dass Gesang und Sprache zumindest anfangs durchaus irritieren können - ein Effekt, den es in der stilisierten Kunstwelt des Zeichentricks nicht gibt.
GUT GEBRÜLLT
"König der Löwen" war 1994 der 32. abendfüllende Trickfilm des Disney-Studios. Für Hans Zimmers Filmmusik und den Song "Can You Feel The Love Tonight?" von Elton John gab es zwei OscarsIm Jahr 1997 kam es zur Uraufführung des Musicals "König der Löwen"In die Kinos kamen 1998 und 2004 zwei FortsetzungenNeben alten Hits wie "Circle of Life" und "Hakuna Matata" gehört im Remake nun auch der neue Song "Spirit" von Beyoncé dazu, die in der Originalfassung außerdem Simbas Löwenfreundin Nala synchronisiert. (sb)
Hier aber fragt man sich: Mussten Tiere bei der Dressur auf der Tonleiter leiden? Vor allem der magere, zerzauste Löwenonkel Scar macht als Schurke Eindruck, so räudig, wie er ausschaut. Wirkt fast so, als wäre das Böse eine Maul- und Klauenseuche. Bloß nicht füttern! Beim maunzenden Löwenbaby Simba hingegen mag man versucht sein, die Leinwand zu streicheln. Sowas Süßes wollen kleine Zuschauer dann vielleicht auch als Haustier haben. Selbst ausgewachsen ist der Kuschelprinz in seinem paradiesischen Exil immer noch handzahm, nascht Insekten und spielt Haschmich mit dem Schmetterling - ein grüner Fleischfresser, an dem sich der Allesfresser Mensch mit seiner miesen Ökobilanz ein Beispiel nehmen kann.
Nicht mehr so charmant
Simbas Freunde, das kesse Erdmännchen Timon und das furzende Warzenschwein Pumbaa, sind auch jetzt wieder die Stars unter den Nebenfiguren, zu denen ebenfalls der schamanische Mandrill Rafiki und Nashornvogel Zazu als Zeremonienmeister zählen. Eine schöne Viecherei ist das.
Sehen lassen kann sich das natürlich. Es ist auch vielfach faszinierend, bloß eben nicht mehr charmant. Bei aller Bannkraft entfaltet die virtuelle Realität Afrikas hier eben keine Magie. Disneys Klassiker mögen durch die totale Digitalisierung ja an Perfektion gewinnen, aber sie verlieren eben auch ihre Unschuld. . unterhaltsam