„Holmes & Watson“

Will Ferrell (vorne) und John C. Reilly sind als Holmes und Watson leider ziemlich von der Rolle. Foto: Sony
Die Begeisterung für den berühmten Detektiv Sherlock Holmes ist mehr als 120 Jahre nach seinem ersten literarischen Auftritt immer noch groß. 1887 erschien der Roman „Eine Studie in Scharlachrot“ von Arthur Conan Doyle. Noch heute stehen die Fans in der Londoner Baker Street vor dem Sherlock-Holmes-Museum Schlange. Und jetzt kommt der Detektiv in der US-Komödie „Holmes & Watson“ auf die Leinwand.
Für den Kino-Klamauk traten Will Ferrell und John C. Reilly, das kongeniale Duo der Komödie „Stiefbrüder“ (2008), wieder gemeinsam vor die Kamera. Ferrell spielt den gefeierten Meisterdetektiv, der selbstverliebt und dabei mitunter erstaunlich planlos ist, während Reilly als sein bescheidener Freund Dr. Watson eigentlich der Smartere von beiden ist. Er vergöttert Holmes und träumt davon, dessen gleichberechtigter Partner zu werden.
Dr. Moriaty versus Victoria I.
Zunächst sorgt Holmes dafür, dass ein Doppelgänger seines Erzfeindes Dr. Moriarty (Ralph Fiennes) vor Gericht freigesprochen wird. Kurz darauf bekommt der Detektiv auf einer Überraschungsparty, die Königin Victoria zu seinem Geburtstag im Palast organisiert, eine Torte serviert, in der eine Leiche steckt – ein Gruß von Moriarty. Der droht, die Queen in zwei Tagen zu töten.
SHERLOCK IM FILM
Arthur Conan Doyle (185–1930) schrieb 56 Kurzgeschichten und vier Romane mit dem Detektiv Sherlock Holmes. Seit den Zwanzigern wurden viele davon verfilmt, unter anderem 1959 mit Peter Cushing als Holmes, 2009 übernahm Robert Downey jr. die Rolle im Kino, ab 2010 Benedict Cumberbatch in der BBC. (sb)
Bei ihren Ermittlungen machen er und Watson Bekanntschaft mit der US-Kriminologin Dr. Grace Hart (Rebecca Hall) und ihrer Assistentin Millie (Lauren Lapkus). Zwischen Watson und Hart funkt es, und Holmes verliebt sich in Millie. Die verhält sich allerdings ziemlich seltsam, weil sie angeblich von Katzen aufgezogen wurde.
Es folgt eine recht beliebige Aneinanderreihung von komischen und weniger komischen Situationen und absurden Momenten, in denen die Detektive versuchen, den Fall zu lösen, sich aber durch allerlei Blödsinn und ihre Gefühle für die beiden Damen ablenken lassen.
Ihre Ermittlungen im Rotlichtmilieu enden in einem Saufgelage und mit Sexting nach Art des 19. Jahrhunderts: Sie verschicken per Telegramm schmutzige Nachrichten und Bilder von ihrem Geschlechtsteil an die Frauen. Damit nicht genug. Eine Leichenreinigung wird für Watson und Hart zu einem erotischen Vergnügen. Bei einem Selfieversuch mit der Königin schlagen sie Ihre Majestät versehentlich bewusstlos. Und für zusätzliches Chaos sorgt die Haushälterin Hudson, die ständig wechselnde Liebhaber hat, darunter Albert Einstein und Mark Twain.
Ferrell wurde in den Neunzigern durch die Comedyshow „Saturday Night Live“ berühmt. Für seine ernstere Rolle in „Schräger als Fiktion“ erhielt er eine Golden-Globe-Nominierung, aber Komödien wie „Anchorman“ oder „Ricky Bobby – König der Rennfahrer“ machten ihn zum Star. Reilly, der in beiden Filmen mitspielte, überzeugte auch im Drama „Gangs Of New York“ und im Marvel-Kracher „Guardians Of the Galaxy“. Doch „Watson & Holmes“ wird in der Filmografie beider US-Stars keinen bleibenden Eindruck hinterlassen – zumindest keinen guten.
Dass die Story äußerst dünn ist, ja fast nicht vorhanden, wäre nicht weiter schlimm, wenn der Film mit Humor punkten würde. Aber „Holmes & Watson“ ist nicht lustig und selbst für echte Ferrell- und Reilly-Fans eine herbe Enttäuschung. Die meisten Gags sind so flach, dass schon ein müdes Schmunzeln schwerfällt. Viele Witze zielen unter die Gürtellinie und werden viel zu lang ausgereizt.
Der israelisch-amerikanische Regisseur Etan Cohen – nicht zu verwechseln mit dem Filmemacher Ethan Coen („The Big Lebowski“) – drehte mit Ferrell schon „Der Knastcoach“ und hat „Men In Black 3“ auf seiner Vita.
Als Drehbuchautor und Regisseur von „Holmes & Watson“ ist er der Hauptverantwortliche für diesen filmischen Rohrkrepierer, den Sony laut Medienberichten an den Streaminganbieter Netflix loswerden wollte. Doch Netflix lehnte ab. Kein Wunder.