Berichte über Spurenstoffe im Trinkwasser schlagen schnell hohe Wellen. Verbraucher sind verunsichert, sorgen sich um ihre Gesundheit. Sowohl im Grundwasser als auch im...
GROSS-GERAU. Berichte über Spurenstoffe im Trinkwasser schlagen schnell hohe Wellen. Verbraucher sind verunsichert, sorgen sich um ihre Gesundheit. Sowohl im Grundwasser als auch im Trinkwasser sind Spurenstoffe nachweisbar – daran gibt es nichts zu deuteln. Dem Wasserwerk Gerauer Land sei bei diesem Thema Transparenz aber ganz wichtig, sagt Verbandsvorsitzender Jan Fischer. Deshalb hat das Wasserwerk, das Groß-Gerau, Büttelborn, Nauheim und Trebur versorgt, seine neu gestaltete Webseite um Informationsangebote zur Trinkwasserqualität und zum vorsorgenden Gewässerschutz erweitert.
Neben zwei Grafiken zum natürlichen Wasserkreislauf und zum Wassereinzugsgebiet finden sich Antworten auf häufig gestellte Fragen. Ein Schwerpunkt dabei liegt auf Spurenstoffen im Wasser. Zwei Tabellen mit Analysewerten und entsprechenden Höchstwerten sollen für Offenheit sorgen.
„Wir wollen es nicht verharmlosen, es nicht unter der Decke halten. Aber wir wollen das Vertrauen unserer Kunden in das vom Wasserwerk Gerauer Land gelieferte Trinkwasser stärken und möglicherweise aufkommende Fragen aktiv aufgreifen“, erklärt Betriebsleiter Martin Wurzel.
Nachweis auch dank moderner Messmethoden
In Gewässern finden sich beispielsweise mehr und mehr Wirkstoffe und Abbauprodukte aus Medikamenten. Dank moderner Messmethoden lassen sich inzwischen auch geringste Konzentrationen nachweisen. Aber nur weil ein Stoff festgestellt werden kann, heißt das noch nicht, dass er auch gesundheitliche Relevanz besitzt. Neben Arzneimittelrückständen finden sich auch Spuren von Nahrungsmittelzusätzen (Süßstoffe), Kosmetika und Pflanzenschutzmitteln in den Gewässern. Im Sinne des vorsorgenden Gewässer- und Trinkwasserschutzes untersucht das Wasserwerk deshalb auch das Grundwasser im Zustrom seiner Brunnengalerie auf Spurenstoffe. „Wir wollen wissen, was auf uns zukommt“, betont Wurzel. Die gemessenen Konzentrationen gäben allerdings keinen Anlass zur Sorge.
Siegfried Gendries, Experte zum Thema Wasser und Kommunikation, nahm bei der Verbandsversammlung den im Trinkwasser nachweisbaren Süßstoff Acesulfam als Beispiel. Um einen Wert zu erreichen, ab dem Gesundheitsschädigungen nicht ausgeschlossen werden könnten, müsste man täglich zwei Millionen Liter Wasser trinken. Der Süßstoff werde etwa in Erfrischungsgetränken und Bonbons verwendet, die Konzentration meist unbekannt. „Ich will Süßstoff nicht schlecht machen, aber dies in Relation zum Trinkwasser setzen.“ Wasser sei nach wie vor das am besten geschützte Lebensmittel.
Mit seinen Informationen zum Thema „Transparente Trinkwasserqualität“ will das Wasserwerk auch Verbraucher sensibilisieren. Alte Medikamente etwa gehörten in die Restmülltonne und keineswegs in Toilette, hob auch Apotheker Fritz Klink hervor, der für Groß-Gerau in der Verbandsversammlung sitzt. Die vierten Reinigungsstufen könnten zwar 80 bis 95 Prozent an Medikamentenrückständen herausfiltern. „Was nicht bei der Kläranlage ankommt, muss aber gar nicht erst herausgeholt werden“, so Wurzel.
„Jeder kann mithelfen, das Wasser zu schützen“, hebt auch Jan Fischer hervor. Zum Teil handelten wir Menschen aber einfach unvernünftig. Bis zur weitgehenden Verbannung von Plastiktüten habe es lange gedauert – obwohl jeder wusste, wie umweltschädlich sie sind.