An der Hochschule Darmstadt wurde von einer Studierendengruppe der Zusammenhang von Glück und Konsum erforscht. Welchen Einfluss nehmen Lebenseinstellung und finanzieller Status?
DARMSTADT. Zum Thema Glück gibt es jede Menge populärwissenschaftliche Literatur. Doch was steckt, wissenschaftlich gesehen, dahinter? Eine Studiengruppe des Fachbereichs Wirtschaftspsychologie der Hochschule Darmstadt um Professor Dr. Ingo Hamm hat das Glück und den Zusammenhang von Glück und Konsum näher untersucht.
Das Studienteam hatte unter anderem 322 Probanden - knapp 80 Prozent waren zwischen 18 bis 35 Jahre alt - zu ihrem Glücksempfinden befragt. Die quantitaive Erhebung dauerte zehn Wochen und erfolgte nach dem Schneeballprinzip, das heißt, die Teilnehmer waren zufällig über Posts in sozialen Medien rekrutiert worden. Zuvor waren 18 Personen unterschiedlichsten Alters zu ihrem Glücksempfinden und zu Glückssituationen befragt worden. Zuvor hatte das Team Glück als "spontan auftretender, euphorischer, emotionaler und kurzweiliger Zustand" definiert und Zufriedenheit als "langfristige Ausgeglichenheit".
Naturerleben und Gutes tun führt zum Glück
"Es handelte sich um Stichproben", erzählt Studienleiter Ingo Hamm. Das Team hatte zudem statistische Verfahren wie die "Varimax-Rotation" genutzt, um vier Glücksfaktoren zu identifizieren: Konsum und finanzieller Status, Natur und körperliches Erleben, zwischenmenschliche Beziehungen, Lebenseinstellung und Selbstkonzept.
Das Fazit: Konsum an sich macht nicht unbedingt glücklich. "Das Wissen um eine finanziell sichere Situation aber schon", sagt Hamm. "Da gibt es ein starkes Sicherheitsbedürfnis." Diese Erkenntnis zeige aber auch das Dilemma, in dem sich viele Menschen befinden, wenn sie das Gefühl haben, sich zwischen der Zeit, die sie mit ihrer Familie und Freunden verbringen, und der Zeit, die sie in den Beruf stecken, wählen müssen. "In beiden Bereichen müssen Abstriche in Kauf genommen werden", so die Studierenden. Daraus lasse sich die Empfehlung ableiten, dass das Einkommen für ein hinlänglich sorgenfreies Leben reichen sollte, damit die restliche Zeit in die gemeinsame Zeit mit der Familie und Freunden investiert werden kann.
Natürlich ist es oft auch die Beziehung zum Lebenspartner, die Menschen glücklich macht. Die Studie zeigte aber auch, dass Fernseh-, Spieleabende, Feste und Erlebnisse mit Familie und Freunden für großes Glück sorgen können. Ein signifikanter Zusammenhang von Glück und Kontakten über soziale Medien konnte hingegen nicht festgestellt werden. "Ausschließlich virtuelle Gemeinschaft macht folglich nicht glücklich", so das Studienteam.
Doch wie kann der Vorsatz, glücklich zu sein, in die Tat umgesetzt werden? Auch dazu haben die Studierenden einige Tipps herausgefunden. Es geht sogar ganz ohne Konsum. "Es macht glücklich, in der Natur zu sein, spazieren zu gehen oder im Urlaub die schöne Landschaft zu genießen", erklärt Ingo Hamm. Glücklich mache auch eine positive Lebenseinstellung, die Menschen an sich selbst glauben und optimistisch in die Zukunft blicken lasse. "Aber auch Gutes tun steigert die Glücksempfindung", sagt Hamm. Vor allem bei jungen Erwachsenen, die sich ehrenamtlich engagieren, sei das in der Studie deutlich geworden. "Die junge Zielgruppe hat ein immenses Potential, was das angeht", sagt Hamm. Viele engagierten sich ohne erhobenen Zeigefinger, einfach nur, weil sie es als befriedigend empfinden. Diese zunehmend "grüne Orientierung" junger Erwachsener ist für Hamm auch aus politischer Sicht, was das Engagement in Parteien und Nicht-Regierungsorganisationen angeht, ein wichtiger Ansatz.
Interessant ist der Fakt, dass bei vielen Menschen Statusprodukte wie dicke Autos oder teure Armbanduhren keine großen Glücksmomente mehr hervorrufen. "Einige Konsumprodukte wie Haushaltsgeräte sind sogar kontraproduktiv für das Glücksempfinden", sagt Ingo Hamm. Sobald man den Thermomix oder die teure Espressomaschine endlich zu Hause in der Küche stehen habe, lasse die Glückswirkung stark nach.
Das Fazit: Konsum macht nur so lange glücklich, wie er im Kopf stattfindet. Die Empfehlung des Studienteams lautet deshalb: "Träume von den Dingen und du bist glücklich - kaufe die Dinge und du verkaufst dein Glück."