Das hessische Ried besitzt besondere Landschaften und Biotope. Es gibt aber auch einzigartige Familiennamen. Darüber informierte der Germanist und Namensforscher Daniel Kroiß...
RIEDSTADT. Das hessische Ried besitzt besondere Landschaften und Biotope. Es gibt aber auch einzigartige Familiennamen. Darüber informierte der Germanist und Namensforscher Daniel Kroiß vor mehr als 50 Zuhörern in der Kunstgalerie des Goddelauer Büchnerhauses. Drei bekannte Nachnamen stellte er an den Beginn seines Vortrags – Büchner, Müller und Kretschmann. Müller ist der häufigste Name in Deutschland. Die Daten beruhen auf der Zahl der Telefonanschlüsse, die auf diesen Namen im Jahr 2005 bei der Telekom angemeldet waren. Im Durchschnitt nutzen 2,9 Personen einen Anschluss. Daraus lässt sich errechnen, dass fast zehn Prozent aller Deutschen auf den Familiennamen Müller hören.
Büchner heißen weit weniger Deutsche, mit Schwerpunkt in Thüringen. Hierzu zeigte der Referent eine der Karten, auf der die Häufigkeit eines Namens in verschiedenen Regionen zu sehen war. Und Kretschmann, so Kroiß, hatte 1942 seine häufigste Verbreitung im damaligen Ostpreußen – ebenfalls nach der Zahl der Telefonanschlüsse ermittelt. Die waren allerdings in dieser Zeit selten. Sicher scheint jedoch, dass der Name vom tschechischen Wort „Schankwirt“ abgeleitet ist.
„Meier-Loch“ im mittleren Teil der Republik
Die Herkunft der Namen, wie im Beispiel Müller und Kretschmann, sei oft auf einen Beruf zurückzuführen. Das können direkte Berufsbezeichnungen sein, das können auch indirekte Bezeichnungen sein wie „Gengnagel“. Da hatte der Referent einen der Namen identifiziert, die nur in Riedstadt und bei Worms in nennenswerter Zahl vorkommen. Gengnagel war vermutlich die Bezeichnung eines Schmieds, der vor allem Nägel herstellte. Die Silbe „geng“ leite sich ab von „gängig, gewöhnlich“ aber auch von „rüstig und stabil“.
Und noch zwei Berufsbezeichnungen hätten sich als Besonderheit bei den Nachnamen der Riedstädter erhalten: Wenner, vermutlich eine Variante zu Wanner, also einem Wannenmacher; und Schaffner, früher eine Bezeichnung für Verwalter oder Aufseher, erklärte der Germanist. Gerne wurden bei der Verteilung von Nachnamen im 16. Jahrhundert auch die Namen der Väter oder der Patrone verwendet. So sei der Name Hammann als Variante von Johannes entstanden und habe ebenfalls einen Schwerpunkt in Riedstadt.
Auch die Wohnstätte kam als Namensgeber infrage und erklärt die Entstehung des typischen Riedstädter Namens Kleinböhl – für kleiner Hügel – und Wiesenäcker. Dieser sei auch in Groß-Gerau und Biebesheim häufig zu finden.
Am Ende zeigte der Referent Karten mit weit verbreiteten Namen wie Meier – in verschiedenen Schreibweisen. Den Namen zeigten die Karten vor allem in Nord- und Süddeutschland. Das sogenannte Meier-Loch im mittleren Teil der Republik werde durch den Namen Hofmann gefüllt, der den gleichen Beruf bedeute, nämlich den eines Hofbesitzers.
Auch Migrationsbewegungen machte Kroiß sichtbar mit einer Karte, auf der häufige türkische und griechische Namen markiert waren. Bunt waren auf dieser Karte vor allem das Rhein-Main- und das Ruhrgebiet als typische Regionen mit hohem Anteil an sogenannten Gastarbeitern in den sechziger und siebziger Jahren. Weiß dagegen waren die neuen Bundesländer.
Traditionelle Muster und moderne Entwicklungen, so das Fazit des Referenten, lassen sich an der Verbreitung der Familiennamen nachvollziehen. Und das sei eine spannende Geschichte.