Die beiden Gäulschesmacher Harald Boos und Annette Krämer haben ein schweres Erbe angetreten. Mit Stefan Schröder sprechen sie über ihre Schaukelpferde und die harte Konkurrenz.
WIESBADEN. Wenn ein Produkt länger als 100 Jahre hält, ist das gut für den Käufer, aber schlecht für den Hersteller. Annette Krämer, in der vierten Generation Gäulschesmacher im Odenwald, und ihr Mann Harald Boss, seit fast einem Vierteljahrhundert eingeheirateter Partner, haben solch ein schwieriges Erbe angetreten. Ihre Schaukelpferde sehen aus wie zu Zeiten des Urgroßvaters, als noch 23 Betriebe im Odenwald von der Produktion des Holzspielzeugs lebten. Sie stehen heute zur Deko in Japan, Australien und Schweden. Erst das Blechspielzeug, dann Plastik, heute Elektronik verderben das Geschäft.
In ihrer Werkstatt in Reichelsheim-Beerfurth stellen die beiden in diesem Jahr gerade mal knapp 100 Pferdchen her, es waren mal mehr als doppelt so viele. Bei den Beiden sind Begriffe wie Nachhaltigkeit und Qualität gelebt. Das Holz kommt aus dem Wald um die Ecke, die Abfälle wandern in die Heizung, Energie rieselt vom Dach. Urlaub – gibt es nicht. Ihre Freizeit verbringen Annette und Harald mit ihrem Garten und ihren Tieren: Schafen, Katzen, Hunde, Enten und Pferde.
Von Stefan Schröder