Musikalische Solidarität mit Baumbesetzern

Zu einem Solidaritätskonzert kommen mehr als 200 Menschen in den Treburer Oberwald. Auf einer improvisierten Bühne spielen Bernd Pirner, Bodo Kolbe und Ralf Baitinger Riedbluesklassiker. Foto: Vollformat/Sebastian Schwappacher  Foto: Vollformat/Sebastian Schwappacher

Bei eisiger Kälte, Regen und Wind halten die Baumbesetzer seit Anfang des Jahres in ihrem Camp aus. Etwa einen Kilometer vom Walldorfer Gewerbegebiet entfernt wollen sie so...

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MÖRFELDEN-WALLDORF. Bei eisiger Kälte, Regen und Wind halten die Baumbesetzer seit Anfang des Jahres in ihrem Camp aus. Etwa einen Kilometer vom Walldorfer Gewerbegebiet entfernt wollen sie so verhindern, dass mehrere Hektar Bannwald für eine neue Autobahnzufahrt zum dritten Flughafenterminal gerodet werden. Als Dank für ihren Einsatz organisierte die Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) mit weiteren Unterstützern am Sonntagnachmittag ein Solidaritätskonzert im Treburer Oberwald.

Der Frühling zeigte sich, Minustemperaturen waren vergessen und so kamen mehr als 200 Menschen zum Protestcamp. Kaffee, Kuchen und ein kleines Büfett standen bereit, Transparente waren aufgespannt, hoch oben in den Bäumen konnte man Plattformen und ein Baumhaus entdecken. Auf dem Waldboden dienten Paletten als Bühne für Bodo Kolbe, Ralf Baitinger und Bernd Pirner.

Aktivisten wollen dauerhaft bleiben

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Letzterer hatte die Idee zur musikalischen Solidaritätsadresse und fand schnell weitere Unterstützer. Zwischen den Bäumen spielten die Musiker Riedbluesklassiker wie „Mer speele de Blues“ und „B 44“, mit „Senkrecht wie die Spargel“ aber auch Politisches.

Lange Stellungnahmen zum Flughafenausbau gab es von den Dreien nicht zu hören, dafür ging Dirk Treber von der IGF Rhein-Main auf Erweiterungspläne und Protestbewegung ein.

„Wir sind nicht bereit, den Wald kampflos aufzugeben“, betonte Treber und forderte ein grundsätzliches Umdenken in Sachen Umweltpolitik. Sonntagsreden reichten nicht aus, um den Klimawandel zu stoppen.

Die wirtschaftliche Entwicklung dürfe nicht länger vor der Lebensqualität und dem Gesundheitsschutz der Menschen stehen. Priorität müsse vielmehr eine intakte Umwelt haben. Daher gelte es, sich den Wachstums- und Ausbaubestrebungen des Flughafens in den Weg zu stellen. Gleichzeitig blickte Treber über den Airport hinaus und verurteilte etwa auch die geplanten Bannwaldabholzungen am Langener Waldsee für neue Kiesabbauflächen der Firma Sehring.

Um etwas gegen den fortschreitenden Waldverlust im Rhein-Main Gebiet zu unternehmen, brauche es direkte Aktionen und Protestformen des sozialen Ungehorsams, sagte BI-Mitglied Petra Schmidt. „Nur so können die Verhältnisse in Bewegung gebracht werden“, erklärte die Vertreterin der Bürgerinitiative Mörfelden-Walldorf und bedankte sich besonders bei den Baumbesetzern.

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Die Umweltschützer haben nicht vor, ihr Camp aufzugeben. Im Gegenteil, über den Sommer soll es weiter ausgebaut werden. „Auch Fraport ist nicht untätig“, berichtete Umweltaktivist Daniel Schöngart. In jüngster Zeit seien etwa Vermessungsarbeiten vorgenommen worden und eine Rodung habe der Flughafenbetreiber zuletzt für Anfang 2019 angekündigt. Da die Brut und Setzzeit begonnen hat, dürfte der Wald momentan nicht gerodet werden. Schöngart befürchtet aber, dass das Gebiet mit Zäunen abgeriegelt wird, wenn die Baumbesetzung jetzt pausiert und erst im Herbst weiter geht.

Im Camp freut man sich daher auch in nächster Zeit über Besuch und Unterstützung. In den vergangenen Wochen sei die Solidarität groß gewesen, hörte man von den Aktivisten. So sei man mit Lebensmitteln, Werkzeug, warmen Decken und nicht zuletzt Baumaterial versorgt worden. In der Vergangenheit habe noch jeder Protest gegen den Flughafenausbau im Wald begonnen, meint Treber mit Blick auf das Camp. Gemeinsam müsse man jetzt verhindern, dass sich der Flughafen noch weiter in die Region hinein fresse.

Von Sebastian Schwappacher