Mit Wunschdisco Weiblichkeit gefeiert

Anja Böttiger-Balek gibt auf dem Frauenfest im Mörfelder Kulturbahnhof ein kleines Gitarrenkonzert.Foto: Vollformat/Frank Möllenberg  Foto: Vollformat/Frank Möllenberg
© Foto: Vollformat/Frank Möllenberg

„Das Ringen um Gleichberechtigung und für eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Frauen war anstrengend und zäh. Das ist es heute noch”, sagte die städtische...

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MÖRFELDEN-WALLDORF. „Das Ringen um Gleichberechtigung und für eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Frauen war anstrengend und zäh. Das ist es heute noch”, sagte die städtische Frauenbeauftragte Doris Schöneberger. Anlässlich des Internationalen Frauentags richtete sie mit dem städtischen Integrationsbüro und dem Kulturbahnhof gleich zwei Veranstaltungen aus. Am Samstagabend feierten rund 30 Frauen kulturübergreifend gemeinsam mit einer Zuruf-Wunschdisco ihre Weiblichkeit.

Dass das nicht selbstverständlich ist, skizzierte Schöneberger in ihrer Eröffnungsrede. Die Gleichstellung sei noch lange nicht erreicht. Im Vergleich zu Männern arbeiteten Frauen häufiger im Niedriglohnsektor, gerieten nach der Geburt ihrer Kinder in die Teilzeitfalle und hätten trotz gleicher Arbeit oft ein niedrigeres Einkommen. „Es gibt noch viel zu tun“, stellte Schöneberger deshalb fest.

Wie beschwerlich der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland war, hatte bereits am Freitagabend Gilla Dölle vom Archiv der deutschen Frauenbewegung bei einem Vortrag beleuchtet. Sie gab einen geschichtlichen Überblick und stellte herausragende Frauenrechtlerinnen vor.

Frauen in Deutschland erhielten am 12. November 1918 das Wahlrecht, die Forderung dazu war bereits während der Französischen Revolution geboren worden. Im 19. Jahrhundert gab es vereinzelt Frauen und Männer, die sich für ein Frauenwahlrecht stark machten. 1850 wurden erste Bestimmungen erlassen, die Frauen die Mitgliedschaft in politischen Vereinen und Verbänden ausdrücklich verboten, weil man ihnen damals eine verminderte Intelligenz sowie eine natürliche Bestimmung für den privaten Bereichen zuschrieb, berichtete Dölle.

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Stimmrecht ab November 1918

Um 1900 kämpfte die SPD für das Wahlrecht der Frauen – allen voran Clara Zetkin. 1917 formierte sich der Deutsche Verband für Frauenstimmrecht. Doch erst nach Ende des Ersten Weltkriegs und der Ausrufung der Weimarer Republik durften Frauen dann tatsächlich wählen. Am 19. Januar 1919 gaben sie erstmals ihre Stimme ab. 300 Frauen kandidierten für die Nationalversammlung, 37 Frauen wurden gewählt, so die Referentin.

Unter den Nationalsozialisten wurde den Frauen das passive Wahlrecht entzogen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden BRD und DDR das aktive und passive Wahlrecht für Frauen wieder eingeführt. Während die DDR das Frauenwahlrecht in ihrer Verfassung übernahm, musste die Juristin Elisabeth Selbert in der BRD um die genaue Formulierung des Artikel 3 des Grundgesetzes: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ kämpfen, erläuterte Dölle abschließend.